#91 Interview mit Dani Arnold

Shownotes

In dieser Episode zu Gast: Dani Arnold – Scarpa-Athlet, Extrembergsteiger und eine echte Größe, die auch weit über die Bergsportszene hinaus bekannt ist. Ob durch seine Speed-Rekorde in den Nordwänden der Alpen oder seine abenteuerlichen Expeditionen rund um den Globus – Dani hat sich einen Namen gemacht und sorgt immer wieder für mediale Aufmerksamkeit. Doch hinter den spektakulären Bildern und Rekorden steckt weit mehr: ein äußerst reflektierter Mensch mit viel Tiefgang, Disziplin und einer ganz eigenen Lebensphilosophie. Im Gespräch mit Host Jan gibt Dani spannende Einblicke in seinen ungewöhnlichen Werdegang, seine Motivation und wie er es geschafft hat, seinen Traum zu leben – zwischen Abenteuern in den Bergen, Vortragsbühnen und dem ganz normalen Alltag zu Hause in der Schweiz.

Wir sprechen über die Herausforderung, Projekte zu planen, den Reiz von Solo-Abenteuern, darüber, wie man mit Risiko umgeht und den Wert von Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit in einer zunehmend digitalen Bergsteigerwelt. Freut euch auf ein inspirierendes, offenes Gespräch mit einem der beeindruckendsten Alpinisten unserer Zeit. Viel Spaß beim Zuhören!

Kooperationspartner dieser Folge: Scarpa](https://www.bergzeit.de/marken/scarpa/)**).

Mehr aus dem Inhalt & Timecodes:

  • [05:45] Vortragszeit statt Expeditionen
  • [08:07] Flexibilität schlägt Planung
  • [16:57] Leben und Risiko in den Bergen
  • [21:08] Weg zum Bergsteigen: Vom Zweifel zum Interesse
  • [23:49] Bergführerleben: Verantwortung und Wandel
  • [33:18] Ausgewogene Lebens- und Arbeitsbalance finden
  • [36:02] Nische im Klettersport finden
  • [43:52] Bergsport: Trend mit Folgen
  • [47:18] Herausforderungen und Wahrnehmung im Bergsteigen
  • [54:08] Nachdenkliche Betrachtungen über Risiko

Mehr Infos zu Dani: https://www.daniarnold.ch/


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Transkript anzeigen

Jan:

Heute bei uns zu Gast im Bergzeit-Podcast der Scarper-Athlet und Extrembergsteiger Dani Arnold. Dani ist wahrscheinlich 1 der wenigen Bergsportpersönlichkeiten, die auch außerhalb der Seene richtig bekannt sind. Durch seine Speed-Rekorde in den Nordwänden unserer Alpen und seine Expeditionen auf der ganzen Welt hat er sich viel mediale Aufmerksamkeit erarbeitet. Im Podcast sprechen wir über genau diese Projekte und seinen ganz eigenen Weg vom Bergsteigen und Klettern zu leben. Dabei fällt einem direkt auf, dass hinter den spektakulären Bildern und Rekorden ein sehr reflektierter Mensch mit viel Tiefgang und Disziplin steckt. Es hat dieses Mal richtig viel Spaß gemacht, keinen ganz klaren Themenleitfaden zu haben und einfach mal drauf los zu quatschen. Also ganz viel Spaß beim Zuhören und damit rein ins Gespräch mit Dani Arnold.

Stephanie Geiges:

Der Bergzeit Podcast ist dein Podcast für mehr Bergzeit. Egal ob neben dem Gipfelkreuz oder auf dem Weg ins Büro. Wir wollen die Berge zu dir bringen. Immer und überall.

Jan:

Servus Dani, herzlich willkommen im Bergzeit-Podcast.

Dani Arnold:

Hallo, hallo.

Jan:

Bevor wir heute richtig durchstarten, für euch da draußen der kurze Hinweis. Dani und ich sitzen uns heute leider nicht live gegenüber, Wir nehmen gerade Remote auf. Wir haben, glaube ich, ein gutes Setup gefunden. Aber falls es doch mal den einen oder anderen Tonwackler gibt, dann seht es uns bitte nach. Dani, du bist gerade bei dir daheim in der Schweiz, oder?

Dani Arnold:

Ja, genau. Ich wohne da in der Zentralschweiz zwischen Engelberg und Andermatt oder vor dem Gotthardtunnel. Und schon ziemlich in den Alpen, also ziemlich in den Bergen, von dem her kann es schon sein, dass das Signal vielleicht einmal schlecht wird.

Jan:

Ja, das kriegen wir gut hin. Dani, wir starten unsere Interviewfolgen immer mit so 1 kleinen Schnellfragerunde.

Dani Arnold:

Okay.

Jan:

Und die erste vermeintlich einfache Frage ist, wer ist eigentlich Dani Arnold, aber beschrieben in einem Satz?

Dani Arnold:

Ja, Dani Arnold ist glaube ich 1, der immer noch nicht ganz weiss, was er wirklich tun soll. Nein, das bedeutet halt, Ich habe mal Mechaniker gelernt, ich war dann quasi Snowboard-Profi. Ich war Boardacross-Rennen gefahren, Weltcup-Rennen, und dann habe ich herausgefunden, dass Bergsteigen mein Ding ist. Und auch jetzt. Ich meine, jetzt ist es so, Ich mache Expeditionen, ich lebe hauptsächlich von meinen Vorträgen, von den Geschichten. Ja, es ist wie, es kommt alles in einen Topf und am Schluss funktioniert es am Ende des Jahres und wenn jetzt die Kleine fragt, was machst du? Ja, was ist Bergsteiger? Ist ja kein Beruf eigentlich oder so und irgendwie. Ich liebe die Freiheit am Schluss. Ich mag gerne entscheiden, was ich will, was ich mache. Ich bin nicht gerne so verplant und von dem her passt es ganz gut.

Jan:

Ja, okay. Ich glaube, auf die ganzen einzelnen Sachen gehen wir später noch mal im Detail ein. Gibt es einen Ausrüstungsgegenstand, den du immer dabei hast? Egal ob du nur eine kleine Wandertour machst mit deiner Family oder einen Speed-Rekord-Versuch in der Nordwand.

Dani Arnold:

Nein, das wechselt halt schon je nachdem. Ich meine, es ist kein Geheimnis. Am Schluss ist das Handy dabei in der Regel. Das ist wirklich das einzige, was halt dann noch irgendwie dabei ist. Ja, aber sonst, das wechselt je nach Projekt, ja.

Jan:

Dritte Schnellfrage, wäre lieber wieder eine Netflix-Doku drehen oder lieber Live-Vorträge auf der Bühne halten?

Dani Arnold:

Ganz klar Live-Vorträge auf der Bühne.

Jan:

Auch da müssen wir glaube ich später noch mal drauf eingehen. Magst du mir den Satz vervollständigen, wenn ich eine Auszeit für Körper und oder Geist brauche?

Dani Arnold:

Boah, dann gehe ich da bei mir zu Hause ein bisschen in den Wald vor allem. Dann brauche ich ein bisschen Zeit für mich Und finde etwas vom Wichtigsten, was es überhaupt gibt.

Jan:

Was hat den grösseren Reiz für dich? Soloprojekte oder ein Projekt in der Seilschaft?

Dani Arnold:

Die Soloprojekte sind natürlich schon das Geilste. Man kann es mit niemandem teilen, natürlich, aber die Vorbereitung ist so ewig lang und die Verantwortung für sich selber nur zu tragen, ist einfach irgendwie cool. Und von dem her, ja... Ja klar, Free-Solo-Klettern ist... Ich würde es nie empfehlen, aber ist natürlich extrem cool.

Jan:

Ja, wie mir fast schon gedacht. Gibt es eine Person, mit der du gerne mal 24 Stunden dein Leben tauschen würdest?

Dani Arnold:

Nein. Nein, ich weiss nicht. Ich bin jetzt auch 41, also von dem her, ich glaube, es ist das hat so ein bisschen diese... Am Anfang an waren es natürlich Leute, wo du denkst, mit denen möchte ich unbedingt mal sprechen und so, aber Ich mag Leute, ich finde es extrem cool, in eine andere Welt etwas zu erfahren, was ich nicht weiss. Für mich ist immer das Schlimmste, wenn ich über mich erzählen muss. Dummerweise ist das mein Hauptbusiness. Aber ich schweige auch ganz gerne und höre zu.

Jan:

Ja, okay. Spannend. Und letzte der Schnellfragen auf 1 Happiness-Skala von 1 bis 10. Also 1 ist komplett low und 10 ist gerade Maximum. Wo würdest du dich gerade einordnen?

Dani Arnold:

Irgendwo, glaube ich schon. Ich spreche mit dir jetzt an, es ist entspannt. Ich habe dann heute noch irgendeine Präsentation. 7 oder 8, glaube ich.

Jan:

Ja, sehr cool. Das spricht auch dafür, dass man irgendwie sehr, sehr happy ist mit allem, was gerade so drum herum passiert. Das war auch schon die Schnellfragerunde. Ab jetzt können wir auch ein bisschen ausschweifen in den Antworten. Und ich würde mit dir mal einsteigen, so ein bisschen über dieses Jahr reden. Du warst ja auch dieses Jahr wieder echt bisher schon viel unterwegs. Expeditionen, Projekte gemacht, Peru, wo wir auch gleich nochmal im Detail darüber reden wollen. Dann warst du wieder ein bisschen in den nördlichen Gefühlen unterwegs. Und jetzt warst du aber auch mal eine Zeit lang zu Hause, oder? Wenn man das auf Social Media richtig erstalken kann. Bist du gerade in so 1 kleinen Off-Season oder gibt es das eigentlich bei dir gar nicht, weil die Saisonen irgendwie verschwimmen?

Dani Arnold:

Ja, off-season schon in dem Sinn, dass es keine weiteren Reise-Expeditionen gibt. Das hat so mehrere Gründe. Für mich ist jetzt wirklich die Hauptvortragszeit. Das bedeutet, ich mache so 2, 3 Präsentationen während der Woche irgendwo. Das kann aber auch sein, dass ich nächste Woche nach London gehe. Letzte Woche war ich in Hamburg. Das bedeutet natürlich weg von den Bergen, aber es bedeutet dann auch am Schluss für mich Geld verdienen für die nächsten Projekte. Und ich mag das ganz gerne, dieser Mix zwischen weg sein und dann wieder mehr zu Hause sein, also deutlich mehr als wenn jemand quasi normal arbeitet. Und das finde ich recht cool, Dieser völlige Mix von manchmal an einem Morgen, ich schlafe in einem Hotel, in einem Fünf-Sterne-Hotel, irgendwo da, alles ist perfekt und ein bisschen später bist du wieder draussen und wärst froh, wenn du nur irgendwie einen Schokoriegel noch dabei hättest oder irgendwas zu trinken. Also diese Extreme finde ich recht cool, was das so hergibt.

Jan:

Ja, glaube ich dir sofort. Kann ich sehr nachvollziehen, wenn man da so in die beiden Welten eintauchen will. So ein bisschen eigentlich, wie man Bock drauf hat, dann ist es ja das Beste. Sag mal, wie sehr planst du dein Jahr eigentlich vor? Also wenn man sich jetzt anschaut, was du alles machst, die Speed Rekorde, Routen, Neueröffnungen, so die Expeditionen, das sind ja alles Sachen, die brauchen auch irgendwo echt Planung. Also ist es so, dass du jetzt schon ziemlich genau weisst, was 2026 alles passiert? Oder passieren viele Dinge auch einfach relativ spontan?

Dani Arnold:

Ja, ich brauche schon ein bisschen einen Anhaltspunkt, weil das vor allem für die Projekte, wo du natürlich nicht alleine bist, oder das ist, weil das muss ich auch jeder... Niemand hat ja mehr Zeit, Das ist ja klar, das ist bei mir nicht anders. Das ist auch der Grund, warum wir uns nicht persönlich sehen, sondern weil alle ein bisschen viel die Ohren haben. Aber ja, Die Expeditionen werden ein bisschen fix eingeplant für jetzt 26. Aktuell sind auch Vorträge, die reinkommen für 26. Ich muss aber ganz ehrlich sagen, dass mich die Planung eigentlich brutal nervt. Ich denke dann, Ich weiss doch nicht, was ich Herbst 26 mache. Lass uns doch ein bisschen warten mit der Erfindung des Datums oder so. Aber ich verstehe natürlich, und für mich ist es auch gut, wenn man so einen gewissen, ja wie soll ich sagen, irgendwo einen kleinen Plan hat, finde ich gut. Aber ich glaube es ist schon auch wichtig, diese Flexibilität noch zu haben, je nachdem, halt, situativ zu entscheiden. Und wenn ich jetzt zurückschaue an die ganzen Speed-Rekorde, die ich gemacht habe, die waren fast alle nicht geplant. Also habe ich gesehen, die Verhältnisse sind gut, lasst uns das machen. Vielleicht ein Beispiel, ich habe 2000, ich glaube das war, ich weiss nicht mehr welches Jahr, aber ein Jahr vor dem Speed-Rekord in der Grand Choraz habe ich wirklich mal Zeit genommen, explizit ein Jahr keine Expeditionen, sondern nur auf die Choraz zu warten. Hat nicht funktioniert, ein Sommer lang, einfach schlechte Verhältnisse. Und dann bin ich im nächsten Jahr, ich glaube, nach Pakistan wieder gegangen. Ich habe gedacht, das ist nur ein Mist mit dieser Planerei. Bin dann von Pakistan zurückgekommen und dann noch an die Choras. Und dann hat es geklappt, am Wankerpfeiler dann. Also, ja, es ist wirklich... Es ist schon geil, wenn man alles zu jeder Zeit machen kann, aber ich glaube, ja, es funktioniert einfach nicht. Wir sprechen dann auch noch ein bisschen über das Klima. Das ist ja so, dass es jetzt nicht ganz... Ja, Es ist nicht wie ein Marathonlaufen in Berlin oder in New York. Das Ganze ist nicht ganz so einfach. Und es gibt noch andere Faktoren als rein die Fitness oder die eigenen Fähigkeiten.

Jan:

Ja, voll. Lass uns gleich mal bei dem Thema bleiben. Ich wollte mit dir über Peru sprechen. Da hast du ja dieses Jahr im Juli am Chirishanka eine neue Route eröffnet, zusammen mit Simon Gittl und Alex Huber. Und sowas braucht ja schon irgendwie ein bisschen Vorplanung. Ich meine, die beiden haben auch volle Kalender. Kurze Eigenwerbung. Die waren auch beide bei uns schon im Podcast hier. Also wer da Bock hat, kann es gerne mal reinhören. Und da habe ich es ja genauso mitbekommen, die sind genauso durchgeplant. Heißt, wenn ihr zu dritt so etwas machen und planen wollt, dann braucht es ein bisschen Vorlauf. Da habe ich mich gefragt, wie läuft das ab? Also ihr blockt euch dann den Zeitraum und dann müsst ihr aber trotzdem euch so, wie du gerade gesagt hast, ein bisschen nach den Bedingungen richten, weil es muss ja vor Ort dann auch alles passen.

Dani Arnold:

Ja voll, das ist, also ja am Schluss ist es genau so, wie du gesagt hast, wir reservieren halt so und so viele Wochen und gehen dorthin und schauen, was es geht. Es gibt natürlich dann Orte, wo, ich sage, wenn du nach Peru fliegst, ist die Chance recht gross aufgrund des Wetters, von der Stabilität, dass da was geht. Es gibt natürlich andere Orte, wo es 50-50 ist, dass du überhaupt irgendwas machen kannst. Leute oder Bergsteigerinnen und Bergsteiger, die auf der ganzen Welt unterwegs sind und ab und zu etwas realisieren können, finde ich, ist es schon noch eine Eigenschaft, die wichtig ist. Wenn ich zu Hause einfach warte, bis es mal gut ist, dann mache ich was. Das ist relativ einfach. Aber dann vom Karakoram über Japan, Russland, Kanada, Alaska, Patagonien, Norwegen, einfach auf der ganzen Welt. Das sind Faktoren, die man nicht ganz im Griff hat. Und ich glaube, das ist schon auch irgendwo... Braucht es nicht, aber ich finde schon, das ist etwas, was für mich... Das zeigt schon auch Qualität von einem Bergsteiger oder Bergsteigerin, die ein bisschen weiss, wie die Gebirge der Welt so aussehen.

Jan:

Ja, und auch die Geduld zu haben, oder zu sagen, okay, wenn es dieses Jahr nicht hinhaut, dann müssen wir es halt nochmal schieben. Da gehört ja auch irgendwie viel dazu. Nehmen wir uns mal ein bisschen mit in die Welt der Profi-Bergsteiger. Wie findet ihr euch eigentlich zusammen? Also ruft da 1 den anderen an und sagt, hey Simon, hättest du mal wieder Lust auf ein Projekt? Ich habe da eine Idee in Peru. Oder wie geht sowas zusammen?

Dani Arnold:

Ja, das ist schon extrem unterschiedlich. Teilweise habe ich die Idee und frage, kommt ihr mit? Wer hätte Lust? Was würde passen? Oder das sagt natürlich ein Freund. Wir treffen uns ab und zu natürlich irgendwo. Und dann kommt die Idee von jemandem anders und er sucht einfach Partner oder Partnerinnen. Und das ist halt schon, wie soll ich sagen, es ist das Wichtigste. Ich meine, klettern können wir alle, oder am Schluss der eine da ein bisschen besser, der andere dort ein bisschen besser. Aber ich glaube, es geht darum, eine gute Zeit zu haben. Das war bei mir schon Immer so. Ich habe mir auch Kletterpartner ausgesucht, die vielleicht rein, wie soll ich sagen, rein niveaumässig vielleicht nicht ganz, wir wären vielleicht weitergekommen, wenn die stärker gewesen wären. Aber am Schluss hat es gepasst vom Team her. Und das stand schon immer über allem. Du kannst dir vor Ort vorstellen, das ist immer mit Stress verbunden. Wir wollen natürlich alle irgendwas machen. Wir sind uns alle gewohnt, die Entscheidungen zu fehlen. Wir sind uns gewohnt, als erster zu gehen, als erster zu klettern und da liegt es auf der Hand, dass es dann ab und zu auch mal knallt. Und da braucht es wirklich so ein bisschen auch, ja, so von der Einstellung her halt irgendwo eine Basis, wo mit den einen funktioniert es und mit den anderen willst du nie ein Seil teilen. Einfach nie, oder?

Jan:

Ja, glaube ich. Jetzt Peru, da habt ihr ja wirklich eine komplett neue Linie eröffnet und die trägt den Namen Kolibri. Warum trägt die den Namen Kolibri?

Dani Arnold:

Ja, der Shirishanka hat was mit Kolibri zu tun.

Jan:

Ah, ok.

Dani Arnold:

Auf Quechua, also dieser alteinheimischen Sprache. Und zwar ist so, wenn du das so ein bisschen siehst, der Chirishanka ist wie der Schnabel vom Kolibri. Und dann rechts der Rirupakochiko und der Chirishankachiko, die stehen rechts und links davon, das sind so seine Flügel vom Kolibri. Das ist so von unten gesehen. Wir dachten, das passt noch so ein bisschen, aber das ist jetzt so, wie soll ich sagen... Das ist dann ein Name Und ein Name ist dann wie so... Es hat jetzt nicht die riesen Wichtigkeit. Aber es ist schon ein brutal schöner Berg. Es ist eine Region, wo einfach... Die Felsqualität ist wirklich richtig, richtig gut. Und von dem her... Es war Ostzeit, es war am Morgen gemütlich warm zum Klettern und dann ab Mittag kam der Schatten, da war es dann eher nicht mehr ganz so gemütlich ab und zu, aber extrem, auch erreichbar, oder? Wenn ich da schaue, also erreichbar, das dauert ein paar Tage, bis man schon dort ist, aber ist ja auch kein Geheimnis, es ist keine Reise nach Pakistan, wo halt immer deutlich mehr Aufwand dahinter steckt. Und von dem her eine richtig, richtig geile, ja, coole Sache da. Obwohl wir nicht am Gipfel waren, das ist auch immer etwas. Ja.

Jan:

Ja, es waren 100 Meter oder sowas, oder? Das war gar nicht viel.

Dani Arnold:

Nein, es war wirklich wenig. Ich weiss nicht, 70 oder so 100 Meter. Und was halt interessant war, also interessant, ich glaube 1957 oder so, wo Toni Egger dort hoch ist, wir sind da 30 Seillängen durch die Ostwand neu gemacht und dann sind wir auf dem Grat gekommen, wo damals eben vor gefühlt 100 Jahren Toni Egger schon hoch ist. Und ich meine, er ist zum Gipfel gekommen und wir 3 drehen jetzt oder? Und Da denkst du schon, es ist da irgendwas falsch. Auf der anderen Seite war für uns klar, das Risiko war zu hoch. Dort, wo wir umgedreht sind, war ein kleiner Sattel. Dann wurde es flach. Das ist die flachste Stelle des ganzen Berges. Es war brutal. Es hat aufgebauten Schnee, dieser griesige, der ist wie Zucker. Da kann man machen, was man will. Man kriegt auch keinen Tee-Schlitz rein. Alles, das hält nicht. Und es waren dann auch so 2, 3 Längen. Unter dem, was wir gedreht haben, war dann... Ich bin 60 Meter hochgeklettert, ohne Sicherung. Und oben war nicht möglich, irgendeinen Stand zu machen. Und wir haben einfach darum, also es war klar, die 2 kommen nach. Und da ist Simon und Alexander gleichzeitig an meiner Person, an den Seilen aufgestiegen. Und das ist schon nicht so sehr sympathisch, wenn du kein, nichts hast. Also mit jedem Schritt oder Bewegung, den sie untermachen, rutsche ich ein bisschen mehr talwärts. Und ja, dann ist es schon so, dass man irgendwann mal dann ein bisschen auch überlegt, wie geht es da weiter und so. Und für uns war dann klar, das Risiko ist zu gross. Es waren so riesige Häuser, wo du halt nicht siehst, wo Löcher sind, wo... Ja genau. Wenn du einen Stand hast, ist es immer so, da bist du wenigstens als Seilschaft irgendwo fixiert. Aber ohne nichts dann irgendwann mal ist es dann irgendwie einfach nicht mehr ganz so lustig.

Jan:

Ist ein anderes Thema, wollte ich eigentlich später mit dir reden, aber jetzt passt gerade gut. Jetzt in so 1 Situation, wie sehr Denkst du dann aber wirklich darüber nach, über die möglichen Konsequenzen? Und wie sehr versuchst du es aber auch wegzuschieben oder auszublenden?

Dani Arnold:

Also Konsequenzen im Sinn von, wenn wir da irgendwie abrutschen oder so, meinst du?

Jan:

Genau, ja.

Dani Arnold:

Es kann auch Konsequenzen sein, was es ist, wenn wir ohne Erfolg, ohne Gipfel quasi wieder zurückkommen. Also ich denke da nichts anderes, als was ist, wenn da ein Fehler passiert? Und ich glaube, das ist extrem wichtig, weil ein Ausgang bei einem Fehler ist, dass wir sterben. Und wir sprechen natürlich nicht in dem Sinn da immer über das, aber das muss so sein. Wenn du dich in den Bergen bewegst, musst du dir klar sein, dass du stirbst, wenn du einen blöden Fehler machst. Nur dann bist du in der Lage, richtig vorbereitet zu sein und dann auch im richtigen Moment umzudrehen, weil so ein bisschen, ja, mich kommt ja die Bergrettung holen oder es passiert ja nicht so schlimm oder irgendwas so. Das ist ein Mist. Und das ist schon wichtig, dass man eigentlich mit der maximalen Konsequenz irgendwo im Hinterkopf hat, Weil nur so kann ich mich auch richtig verhalten. Und

Jan:

einfach weil du es gerade angesprochen hast, die andere Konsequenz, dieses «Wir kommen ohne den «echten» Gipfel heim», hat das Auswirkungen medial oder für die Geschichte oder sonst was? Wie viele Gedanken macht ihr euch da drüber? Also während der Tour?

Dani Arnold:

Ja fast wirklich 0. Also der Entscheid, oben jetzt umzudrehen, für mich war es klar, ich bin da vorgestiegen und das hat dann einfach, wie soll ich sagen, Dieses Gefühl von so viel Risiko gehe ich ein und so viel ist einfach zu viel. Für mich war es dann einfach nicht mehr kalkulierbar. Und dann denke ich gar nicht, was ist, wenn man da ohne dieses Gipfel vom Bild nach Hause kommt. Sondern das ist dann sehr sachlich. Und natürlich dann am Schluss muss man immer schauen, was erzählt man? Wir sind alle angewiesen, dass irgendwas geht. Das ist dann auch kein Geheimnis. Aber im Moment vom Entscheid hat das keinen Platz und es darf keinen irgendwo keinen Platz haben, glaube ich.

Jan:

Ja, ist, glaube ich, auch sehr, sehr sinnvoll. Hey, bevor wir noch über so ein paar andere Projekte von dir reden, würde ich gerne mal eine kleine Mini-Zeitreise noch mit dir machen. Mehr so zu deinen Anfängen, weil von quasi dem kleinen Dani, der irgendwo auf 1700 Meter aufgewachsen ist, bis jetzt klettern in der Champions League, ist ja irgendwie auch einiges passiert. Und ich habe einen Ted Talk von dir angeschaut. Und da hast du erzählt, dass du mit deinen Brüdern eigentlich ganz ursprünglich mal so die Idee hattest, auf Fußball zu spielen. Und dann aber halt da, wo ihr aufgewachsen seid, einfach auch keine richtig flache Ebene war. Und deswegen seid ihr halt zum Klettern gekommen. War das wirklich so banal einfach oder war das für den Talk halt so ein bisschen abgekürzt?

Dani Arnold:

Ich bin da wirklich im Schächental groß geworden und ich meine, Ich bin nach 10 Jahren mit der Seilbahn in die Schule gefahren. Das sind so 1000 Höhenmeter hier unten. Hier heisst das Dorf Bürglen. Und logisch haben wir Fussball gespielt dort oben. Und logisch haben wir versucht, natürlich gut zu sein. Es gibt ja fast immer noch keinen anderen Sport als Fussball. Oder? Ist ja schön. Aber... Nein, und unser Vater hat uns wirklich an ein Tor gemacht, weil er war Schlosser. Und ja, dann ist natürlich so ein bisschen auch lustig, oder? Und es war immer schräg, oder? Das kann ich... Also, es ist einfach immer schräg dort oben. Dann kannst du die flächsten Stellen suchen, Es ist immer noch schräg. Nein, nein, aber es ist tatsächlich... Ich glaube auch, dass... Du brauchst jetzt nicht auf knapp 2000 Meter gross werden, mal in den Bergen zu reussieren. Aber was es macht, es prägt. Wenn du dort oben gross wirst. Und ich glaube, das ist das, was ist, was bleibt. Was am Anfang auch gar nicht cool war. Du kannst dir vorstellen, ich musste immer die letzte Bahn noch erwischen, weil sonst, boah, dann kommst du schon nicht mehr nach Hause. Aber jetzt, so mit den Jahren, habe ich dann schon auch verstanden, Vermutlich war das schon auch die Grundlage oder eine Basisfähigkeit, die schon extrem wichtig gewesen ist, für die ich jetzt stehe.

Jan:

Ja, okay. Ab wann war für dich so klar, okay, ich möchte irgendwie von den Bergen leben? Also, dass man jetzt Profi-Bergsteiger wird, okay, gut, das ist vielleicht erstmal so ein entfernterer Traum, aber es gibt ja auch eben andere Möglichkeiten. Ich meine, bist du jetzt am Ende auch trotzdem Bergführer oder man macht irgendwas anderes, was was mit den Bergen zu tun hat. War das ab einem gewissen Zeitpunkt für dich klar oder war das schon so, dass du auch gesagt hast, na jetzt machen wir erstmal quasi die Ausbildung und dann schauen wir weiter?

Dani Arnold:

Es war gar nicht klar, also ja wie eingangs gesagt, das ist für mich immer noch nicht ganz klar, dass es so funktioniert. Von dem her, mein Vater hat mich dann in dem Sinn schon ein bisschen geprägt, weil er hat einfach gesagt, hey du kannst machen was du willst, aber zuerst machst du eine Ausbildung. Und das habe ich dann auch gemacht. Und ich habe nie daran gedacht, irgendwie ins Bergsteigen, weil ich war ja auch in der Jugendgruppe, hatte es dann auch, und ich war schlecht, und ich war so durchschnittlich, und ich war überhaupt kein Überflieger, es hat dann nicht Spass gemacht beim Klettern. Immer auf alle Haken gestanden und hab dann einfach irgendwie, das war nicht mein Ding. Bin dann auch zum Snowboarden gegangen, weil das hat mir irgendwie besser getaugt. Und ja, und dann ist wieder das Ganze so ein bisschen entstanden. Und logisch habe ich natürlich Videos gesehen vom Uli Steck damals, ich habe vom Alexander Huber und so. Und das hat mich dann schon... Ich habe gedacht, das ist eigentlich noch cool, was die da machen. Die können da in ihrer eigenen Philosophie gehen. Das hat mich damals sehr inspiriert. Aber natürlich immer mit dem Wissen, was will ich? Ich bin da Zentralschweiz und die höchsten Berge sind da ein bisschen höher als 3000 Meter bei uns. Was will kleiner Arnold da in den grossen Bergen? Und dann war halt der grosse Tag an der Eiger-Nordwand. Das ist wirklich mehr oder weniger passiert. Ich war davor fünfmal am Eiger. Dann war ich fast 20 Minuten schneller als Uli Stöck. Das war dann so ein bisschen der ganz grosse Wechsel, dass man plötzlich überlegen kann, vielleicht auch in diese Richtung zu gehen, einfach zu checken, dass ich wirklich in der Champions League spielen kann.

Jan:

Als sich das so ein bisschen abgezeichnet hat, wie hat dein Umfeld das so aufgenommen? Vor allem Eltern oder auch Geschwister haben versucht, auf dich einzureden. Dann überlegte das nochmal, es ist wirklich so viel Risiko, willst du nicht lieber einen anderen Weg verfolgen? Oder war da eher von Anfang an richtig Support da?

Dani Arnold:

Ja, wie soll ich sagen? Es war wie so... Also es war Support da im Sinne von Hey, Mach da ein Ding, was du willst, aber mach es nicht leichtsinnig. Wenn du das machst, dann machst du es richtig. Das ist bis jetzt geblieben. Es ist unglaublich, es gibt nicht mehr so viele Orte oder Spielplätze, wo du einfach so... Wir können machen, was wir wollen, aber wir müssen einfach einstehen für das und Verantwortung tragen. Und das ist etwas, was ein extrem grosses Gut ist. Oder etwas, was wir unbedingt schauen müssen, dass wir das schützen, dass es immer so bleibt. Und sie haben natürlich gesagt, ich sei vorsichtig, logisch, es ist nicht ganz ohne Risiko. Aber, ja, also irgendwo verantwortungsvoll damit umzugehen, das war schon von Anfang an so. Für mich war immer wichtig, und ich meine, ich bin nicht einfach Bergführer und führe noch 2 Tage im Jahr, sondern ich bin in den letzten 20 Jahren über 100 Tage im Jahr noch als Bergführer unterwegs gewesen. Und Jetzt ist es ein bisschen weniger, weil die Vorträge mehr sind. Ich will auch weniger führen, weil ich habe das Gefühl, ich bin zu viel draussen. Aber zu der Hauptzeit mit 2 Monaten Pakistan, dann die anderen Expeditionen und dann noch 100 Tage als Bergführer, das war viel. Für mich ist aber immer etwas anderes zu haben oder sich irgendwie anders zu definieren, war extrem wichtig und ist bis jetzt noch so diese... Ja, finde ich ein wichtiger Teil. Ich finde es schwierig, wenn ich immer und überall im Mittelpunkt stehe. Logisch ist es schön, wenn die alle auf die Schulter klopfen, aber ich glaube, es ist schon wichtig, auch irgendwo eine Distanz zu haben, etwas anderes zu haben oder Freunde zu haben, die dir ein ehrliches Feedback geben, was du machst, was sie das Gefühl haben. Weil irgendwann mal ist es extrem schwierig, weil wir sind in unserer Welt drin, ich glaube, das ist jede Person, wo irgendwas wirklich… Es dreht sich dann alles das eigene Ding, die kleine Community und manchmal ist es schon gut, mit jemandem einfach zu sprechen, so eine Aussensicht zu generieren. Und dann muss man auch knallhart ein bisschen das... Ja, da muss man auch vielleicht mal hören oder eben zuhören, was die Aussenmeinung ist.

Jan:

Wie wichtig ist da deine Family für dich? Also wenn ihr jetzt irgendwie am Abendessen Tisch sitzt, dann geht es halt wahrscheinlich auch viel einfach andere Sachen oder als Bergsport.

Dani Arnold:

Ja, das ist zentral. Das ist so. Jetzt wohne ich da immer noch, wo ich wohne. Viele meinen, ich wohne in Interlaken, weil dort kommen ja die guten Bergsteiger anscheinend her. Und ja, ich bin da immer noch, da im Schächental. Ich wohne jetzt nicht mehr oben am Berg, sondern unten da im Dorf. Aber Da gehöre ich hin und da bin ich einfach der, der ich immer schon gewesen bin, egal was ich da mache oder gemacht habe. Und das ist mir so wichtig. Ich finde, dieser Austausch ist zentral. Und ja, nicht über Klettern sprechen. Ja, ja nicht.

Jan:

Scarpa. Das ist alpine Leidenschaft, italienische Handwerkskunst und fast ein Jahrhundert Erfahrung. Seit 1938 steht Scapa für italienische Schuhkunst aus Asolo, mitten in den Dolomiten. Was einst als kleine Manufaktur begann, ist heute eine weltweit führende Marke für alpine Abenteuer, das Klettern oder Trailrunning. SCARPA lebt die Berge. Mit Produkten, auf die du dich in jeder Situation verlassen kannst. Ein Paradebeispiel dafür, der RiebelTec 3.0 HD. Entwickelt für ambitionierte Alpinisten, die leicht und schnell unterwegs sein wollen. Ohne Kompromisse bei Schutz und Performance. Ein Schuh, der Trailrunning-DNA mit alpiner Präzision verbindet. Mit nur 660 Gramm ist er extrem leicht, dabei trotzdem robust und zuverlässig. Die H-Dry-Membran hält dich trocken, das Polartec Windblockfutter sorgt für angenehm warme Füße und die Precision-Tech Rowlight-Sohle bietet Grip und Stabilität auf Fels, Schnee und Mixed Terra. Was den Schuh aber wirklich besonders macht, ist seine Vielseitigkeit. Der Riebel Tac 3.0 HD ist ein echter Allrounder, perfekt für Zustiege, Klettersteige, Hochtouren und schnelle Gipfelanstiege. Wenn du also noch auf der Suche nach neuen Berg-, Kletter- oder Trailrunning-Schuhen bist, dann schau vorbei im SCARPA Markenshop bei BERGZEIT. Ich muss gerade schmunzeln, als du gesagt hast, dein Eiger-Rekord damals, der ist einfach so passiert. Weil das ist, ich glaube, Für jemanden, der sich voll auch mit den Themen beschäftigt, ich glaube, der kann das nicht nachvollziehen, aber versteht zumindest, wie das vielleicht einfach so passieren kann, auch mit den Grundlagen, die du hast und so weiter. Aber für jemanden, der da jetzt ein bisschen weiter weg ist, Für den klingt das erstmal komplett absurd, wie man so eigentlich eine wirklich anspruchsvolle Route einfach so mal einen Speedrecord aufstellen kann. Also weisst du, was ich meine?

Dani Arnold:

Ja, ich verstehe das. Ich verstehe das total. Es ist einfach so, dass ich zum Glück, und das war richtig viel Glück, also Glück, aber einfach, ich habe dann davor den Salbeit-West-Grad geklettert. Das war einige Jahre davor. Und die, die wirklich etwas interessiert, niemand kennt den und so, aber einfach. Und das ist immer noch eine sehr, sehr schnelle Zeit, was ich da gemacht habe. Und für mich war eigentlich, ja, da habe ich schon das erste Mal gesehen, aha, anscheinend funktioniert da, also funktioniere ich relativ gut. Und Da bin ich schon zum Eiger hin. Meine Herausforderung war einfach, alleine durch die Eiger-Nordwand zu klettern. Das kann schon sein. Ich habe ja nicht extra langsam gemacht. Ich wollte natürlich meine Grenzen finden. Ich würde sagen, was kann ich machen? Wie weit kann ich gehen? Wie schnell kann ich klettern? Und vielleicht ganz tief drin, die Zeit habe ich natürlich auch gekannt. Und dennoch habe ich nie gerechnet, dass ich halt in diesem Gelände wirklich so schnell sein kann. Also das... Aber logisch, von aussen, gell, Eiger-Nordwand, das sind 1800 Meter. Und ich meine, auch in 2 Tagen, da brauchst du ein bisschen klettern. Und dann in zweieinhalb Stunden, da muss dann schon was gehen.

Jan:

Aber das war mit Jahr gesehen eigentlich schon auch so etwas wie ein Durchbruchprojekt für dich. Darauf hat es ja dann auch erst einmal alles gestützt. Dann war überall mal dein Name zu finden oder also so jetzt auch später in der Netflix-Geschichte war ja das so ein zentraler Teil, kann man schon sagen, dass das so ein bisschen dein Durchbruchprojekt war, oder?

Dani Arnold:

Absolut. Das ist einfach etwas, das habe ich brutal unterschätzt. Ich bin immer noch so zwiegespalten mit dem Eiger. Ich hatte nie gedacht, dass jetzt diese Wand quasi diese wirklich die ultimative... Ich meine bis jetzt, oder? Jetzt ist ja fast 15 Jahre bald. Und auch heute Nachmittag, ich erzähle von der Eiger-Nordwand, weil die Leute wollen die Eiger-Nordwand sehen. Und dann sage ich, ich war da noch in Pakistan, dann ist schon vorbei, weil sie wollen eigentlich den Eiger sehen. Und das war dann natürlich Glück, weil Netflix hatte einen Film gemacht den Eiger. Und ich glaube, Wenn ich nicht am Eiger gewesen wäre, hätte Netflix sicher keinen Film gemacht. Mittlerweile verstehe ich, dass das, was für mich wichtig ist, nicht unbedingt für die Leute wichtig ist. Umgekehrt. Es gibt 2 Sichtweisen. Für mich ist wichtig, nicht nur in der Öffentlichkeit zu spielen, sondern dort, wo... Das sind diese aufgelegten Dinge. Wenn ich zum Everest gehe, dann kriegst du einfach... Du kannst machen, was du willst. Das ist einfach, die Leute interessiert es. Das ist ein absoluter Blödsinn. Auf der Normalrunde, das muss man auch sagen. Aber am Schluss, die Leute interessiert es. Und ab und zu musst du natürlich irgendwo etwas machen. Ich bin angewiesen auf irgendwie, dass es Resonanz gibt. Aber dann gibt es auch einfach Projekte. Wenn ich ein bisschen mehr Zeit habe, wie jetzt mit dir ein anständiges Gespräch zu führen, dann kann man verschiedene Sichtweisen, verschiedene Projekte beleuchten, die extrem wichtig sind, weil es einfach die Zeit geht weiter. 1938, bei der Erstbesteigung der Eiger-Nordwand, war eine andere Zeit, als sie heute ist. Das sollte schon noch ein bisschen mehr gehen. Von dem her finde ich diese Formate... Man kann an einem Vortrag, wenn du eine Stunde Zeit hast, kannst du wirklich viel sagen. Jetzt da bei grossen Newsportalen, dann gibt es ein Bild und ein Wort und dann ist erledigt. Und dann braucht es halt einen brutalen Namen, dass es überhaupt Aufmerksamkeit generiert.

Jan:

Ja, voll. Aber was wäre so ein Projekt, was für dich voll den hohen Stellenwert hat, aber so jetzt die breite Öffentlichkeit eigentlich nicht wirklich interessiert?

Dani Arnold:

Ja, gell. Ich sag mal von den 6 grossen Nordwänden ist die Grand Joras, die finde ich immer noch ganz schlimm. Da denkst du, da gibt es noch eine Grand Joras. Dann, wow, nett, aber wie war es am Eiger? Das ist zum Beispiel... Und dann die ganzen Mixed-Routen in Schottland. Ja, wenn du in der Champions League spielen willst, dann gehst du nach Schottland und wenn du dort reüssierst, dann bist du wirklich gut und sonst checkst du, dass du vielleicht nicht so gut bist. Ja. Und diese Dinge kriegen natürlich viel weniger Stellenwert. Und was schon auch wichtig zu sagen ist, wie soll ich sagen, ich meine, ich lebe nicht wie ein Fussballer, ich verdiene nie so viel Geld wie irgendwie Sportarten, die halt so bekannt sind. Aber wir müssen auch mal die andere Seite sehen. Es gibt noch ganz viele, es gibt Künstler, es gibt Sportarten, es gibt andere Aktivitäten, die verdienen noch viel weniger Geld oder können nie davon leben. Und ich meine, die investieren ja auch ihre ganze Energie in einen Bereich, wo sie ihre grosse Leidenschaft ist. Das ist noch schwierig, dass man etwas findet, was glücklich macht und dann auch am Schluss auch irgendwo funktioniert. Fürs Leben, ja.

Jan:

Ich finde es irgendwie mega schön, wenn du das so beschreibst, weil dann wird einem erst mal bewusst, dass das nicht selbstverständlich ist und du das aber trotzdem irgendwie für dich geschafft hast, so ein Setup zu finden. Also ganz klar zu wissen, hey, ich muss manche Dinge einfach auch machen, damit sich was vermarkten lässt, damit ich es irgendwie schaffe davon zu leben. Aber ich habe trotzdem die Balance. Ich weiß das zu schätzen. Ich kann trotzdem genügend Dinge machen, die mir einfach wichtig sind, unabhängig jetzt mal von der Öffentlichkeit, meinen Sponsoren oder sonst was. Und die Balance hinzubekommen, die ist, glaub ich, extrem, extrem schwer. Weil wenn man mal so in die Szene schaut, ich glaub, es gibt viele, viele Leute, die wahnsinnig großes Potenzial haben von ihren technischen Fähigkeiten, von ihrem Können her, von ihrer Ausdauer, einfach von ihrer Grundkonstitution. Vielleicht nennt man's auch Talent, was auch immer. Aber ich glaube, dass viele davon es vielleicht entweder gar nicht wissen oder es auch einfach gar nicht können, zu sagen, okay, ich muss auch irgendwo diesen anderen Teil, diesen anderen Abzweig in den Weg mit reinnehmen, davon leben zu können, das Ganze groß zu machen. Also da gehört ja wahnsinnig viel dazu und das glaube ich muss man schon mal so ein bisschen rausstellen, weil ja, so Am Anfang hört es sich immer so leicht an. Na gut, klar, du bist halt Profibergsteiger und vermarktest das. Aber da steckt so viel mehr dahinter.

Dani Arnold:

Ja, das ist genau so. Ich gebe dir zu 100% recht. Und ich habe auch teilweise so ein bisschen das... Ich meine, ich habe ein grosses Problem, wenn irgendwelche Selbstdarsteller da auf Instagram und alles da... Sie verkünden, sie seien so grosse Bergsteigerinnen und Bergsteiger und alles. Ich rege mich da richtig auf darüber, weil viele können ja nichts. Aber auf der anderen Seite verstehe ich eben auch, weil das ist eine schwierige Situation, wenn erstens ist schon viel gemacht und dann viele interessiert es einfach auch nicht. Und dann ist das eine Möglichkeit, dass sie natürlich auch da irgendwo etwas generieren können, weil jeder versucht ja das Beste daraus zu machen und dann verstehe ich natürlich die Sichtweise schon auch, du arbeitest mit den Möglichkeiten, die sie haben. Und ja, und doch sehe ich natürlich schon auch grosses, was soll ich sagen, es gibt noch echt viele Projekte, das ist nicht die Frage. Es gibt noch so viel Zeugs zu machen, es gibt noch eben andere Spielarten von der Disziplin her und so weiter, aber ja wenn du wirklich gross rauskommen willst, dann brauchst du schon, entweder musst du extrem gut sein oder halt einfach auch brutal viel Risiko eingehen und das ist schon etwas, was ich ja in dem Sinne auch brutal finde, weil es gibt noch die unbestiegenen Wände, aber dort die Chance, dass du noch nicht mehr nach Hause kommst, ist auch gross. Und willst du das wirklich oder willst du es nicht? Und ja, von dem her ist es wichtig, dass jeder seinen Weg geht.

Jan:

Ja, ich wollte gerade sagen, wie wichtig glaubst du ist es für sich so, auch seine Nische zu finden? Weil, ich meine mich zu erinnern, dass ich in der Vorbereitung irgendwo noch ein Gespräch von dir gehört oder gelesen habe, da hast du gesagt, du hast eigentlich das ganze Ausdauerzeug, also auch so Das Ausdauertraining und so, das macht dir jetzt nicht wirklich Spaß. Und du bist ja wirklich stark in der Nische, dass alle Speed-Sachen, die du auch machst, die sind in der Regel auch super technisch. Also die haben irgendwo auch einen hohen technischen Anspruch von deinen wirklich Kletterfähigkeiten her. Gibt ja auch quasi so diese andere Nische, wo man sagt, das ist technisch leichter, aber halt von der Ausdaueranforderung her deutlich härter. Jetzt hast du da so ein bisschen deine Nische für dich gefunden. Was glaubst du, wie wichtig ist das? Oder könntest du jetzt auch sozusagen dich irgendwie mal ein halbes Jahr lang zwingen, richtig Ausdauer zu bolzen und dann mal was komplett anderes noch zu machen.

Dani Arnold:

Ich glaube, es ist schon wichtig, weil es ist halt gar nicht so einfach, auf allen Disziplinen ganz vorne mitzuspielen. Also eigentlich ist es chancenlos. Es geht immer mehr in diese Spezialisierung rein. Du kannst es ja beim Sportklettern schauen. Die Sportkletterer, die Wettkampfkletterer, die gehen fast nicht mehr nach draussen. Weil das halt andere Fähigkeiten sind. Es ist die Möglichkeit von Verletzungen grösser. Ich weiss nicht was. Also von dem her, ich glaube, ist es schon sehr wichtig. Und auf der anderen Seite finde ich es halt dann auch schon cool, wenn man sagt, du machst eine neue Route auf 6000 Meter und kletterst dann noch irgendwo im siebten 1° Free Solo und kannst noch ein bisschen Fels klettern. Also von dem her... Aber die werden verschwinden, glaube ich, immer mehr. Also das wird schon immer mehr eine Spezialisierung geben, glaube ich. Und gell, da kann man schon sagen, ich kann ein halbes Jahr Ausdauer machen, aber wegen dem bin ich immer noch schlecht. Also das ist... Und... Ja, das ist halt... Es ist einfach gar nicht so einfach. Und wenn du halt wie so ein halbes Leben investierst in... Für mich waren so viele Jahre ins Mixed-Klettern investiert, dass ich gar nicht die Voraussetzung und die Grundkondition für eine Ausdauergeschichte habe. Das reicht einfach nicht, wenn ich mit jemandem schaue, der Grundkondition, also Laufen als Basis hat. Ich glaube, das braucht es auch nicht. Aber darum ist es schon wichtig, das zu finden, was du gerne machst. Und was auch wichtig ist, es gibt ja so viele, die sind noch viel stärker oder können das super und alles Und die leben auch nicht von dem, weil eben, es gibt ja andere Schiene mit den ganzen Vermarkten. Die wollen das nicht. Und ich glaube auch das, da habe ich höchsten Respekt vor dem. Weil das ist dann auch cool, wenn du das machen kannst, was du willst, und das auch immer ein Hobby bleibt. Weil sonst, es ist schon schön, ein bisschen Profi-Bergsteiger, ein bisschen Vortrage, ein bisschen Sponsoren. Das ist ja dann immer das Gefühl, da kriegst du Millionen. Vergiss es, wenn du was kriegst, wenn du eine Kletterschuhe kriegst, dann ist ja schon viel gut. Also das ist dann auch von außen zu sehen. Es ist vielleicht immer, es schaut anstrebenswert aus, aber das ist es vielleicht nicht immer ganz.

Jan:

Ich finde es krass spannend, was es da für unterschiedliche Wege gibt. Ich habe vor ein paar Wochen mit Andi Steindl einen Podcast aufgenommen. Bei dem ist es so, dass er fast die Hälfte des Jahres, nicht ganz, aber durchgehend führt, wirklich Tag auf Tag, also als Bergführer, damit halt einen Großteil von seinem Lebensunterhalt zu bestreiten. Das ist ja schon auch, ja, ich glaub, das darf man nie vergessen, dass es da halt viele ganz ganz viele unterschiedliche Wege gibt, die man sowas realisieren kann. Ich habe mich echt bei dir auch nur gefragt, ist es da nicht manchmal schwer, so nicht opportunistisch zu denken? Weil Wie du vorhin schon gesagt hast, wenn du jetzt auf die Idee kommen würdest und sagst, ich werfe jetzt mal kurz meinen Moralkompass über Bord, scheiß drauf, ich fliege jetzt zum Everest und ich kündige das groß an, irgendwie Everest Speed Record, jetzt probiere ich das einfach. Und selbst wenn du von vornherein weißt, es wird niemals hinhauen, weil gerade Bedingungen nicht passen oder sonst was. Das mediale Echo wäre ja brutal. Also wenn du jetzt ankündigst mit deinen Sponsoren und deiner Reichweite aus Social Media, sonst was, du machst so ein Everesting Projekt, dann könnte man da ja wahrscheinlich über mehrere Jahre hinweg Profit drausschlagen. So, Ich weiss, dass du das niemals machen würdest. Allein von der Tatsache, wie du dich gibst und auch von dem, wie wir reden. Aber die Chance ist ja super einfach, wenn man jetzt nur rein opportunistisch denkt.

Dani Arnold:

Ja, da gebe ich dir absolut recht. Also teilweise, ich weiss natürlich, wie der Hase jetzt läuft, was man da machen kann. Aber gell, es ist... Ah... Es geht noch irgendwie das, welchen Weg ich gehen will, was mir wichtig ist. Und da gibt es so etwas wie eigene Ethik, eigene Hürden und... Ah... Nein, es geht nie. Niemals im Leben geht das. Ich meine, ich tu mich immer noch so schwer, was anzukündigen und alle sagen, «Hättest du mir früher gesagt, hätte ich dir auch was bezahlt?» Oder du denkst, ja gut, das ist ja einfach nicht... Aber es ist etwas, was mich brutal nervt, wo ich sehe, wenn das jemand so... Ich meine, es ist einfach miserabel, wenn jemand da irgendwie Jahre davon erzählt und nie ein Bein sich bewegt. Ich finde es einfach lachhaft. Also jenseits auch. Du musst erzählt und nie einen Bein irgendwo sich bewegt. Also das ist einfach, finde ich lachhaft, finde ich wirklich. Also jenseits auch. Ich meine, du musst ja selber mit dem irgendwo klarkommen, dass du einfach irgendwie nicht viel kannst am Schluss. Aber ja, die kriegen da die grossen Seiten auf dem Spiegel und überall, oder? Jetzt geht's dann los, morgen starten sie. Ich finde das einen absoluten Blödsinn. Aber ja... Ich weiss auch nicht, ja. Wenn es dann irgendwann mal so ist, dann ist es halt so. Ja, es gibt auch... Und da muss man auch aufpassen, es geht Glaubwürdigkeit am Schluss auch ein bisschen. Und das ist sowieso etwas, was ich finde, es wird eigentlich nicht mehr gefragt, wie hast du das gemacht, wie war's, sondern es heisst nur noch, BUM, WAS, WAS, dort, BANG.

Jan:

Hast du Bilder.

Dani Arnold:

Und genau, und wenn du jetzt überlegst, auch jetzt was, was da mit der Digitalisierung geht, wenn, Ich meine, man kann jetzt das Bild mittlerweile generieren, das ist absolut kein Problem mehr. Und es verliert alles an Glaubwürdigkeit, es verliert an Ehrlichkeit, es verliert an Transparenz. Und dann ist es schon noch geil, wenn jemand auf der Bühne steht, zuvorderst, und sagt, so ist es. Und 70 Meter vor dem Gipfel haben wir umgedreht. So ist es. Es braucht eine Geschichte hinter dem, was da geht. Und Ich glaube, das wird immer mehr wichtig werden. Wir bewegen uns in diesem Outdoor-Bereich so in 1 emotionalen... Es geht so viel Es geht Geschichten zu kreieren. Das Bild an und für sich oder dieses Was wird immer weniger wichtig werden. Weil, das kann es ja generieren, von irgendwoher. Also von dem her habe ich da noch ein bisschen Hoffnung, dass es halt doch irgendwo noch hoffentlich Leute gibt, die das schätzen, dass so diese Ehrlichkeit oder ja.

Jan:

Ja, voll. Also ich sehe diesen Trend auch voll. Ich sehe den vor allem auch so bisschen außerhalb unserer, nennt es einfach mal Speed Mountaineering oder Kletterbubble. Und ich bin manchmal auch echt hin und her gerissen, wie ich das finde, weil ich habe so das Gefühl, das ganze Thema Bergsport, also jetzt wirklich in seiner vollen Breite mit allem, was dazugehört, Mountainbiken, normales Wandern, was auch immer, hat in den letzten Jahren ja wirklich voll den Trend. Und an sich ist der nicht verkehrt, weil wir 2 leben am Ende auch davon. Ich lebe davon, du lebst davon.

Dani Arnold:

Absolut. Auf

Jan:

der anderen Seite denke ich mir halt, es sind jetzt mittlerweile dadurch auch viele Leute in den Bergen, die früher nie in die Berge gegangen wären, weil es einfach nicht cool war. Es war nicht cool. Es war quasi so ein bisschen dieses Exoten-Ding, was halt die Leute in den Bergen machen. Aber wenn ich jetzt von irgendwo anders herkomme, dann wäre ich nicht auf die Idee gekommen, in die Berge zu gehen. Mittlerweile sind es aber halt sehr, sehr viele, weil es, wie du schon sagst, durch die generierten Bilder gut funktioniert. Es gibt Klicks, es gibt Reichweite, es gibt Aufmerksamkeit. Mir wird grad, wenn ich mein Instagram oder TikTok durchschaue, dann seh ich immer wieder Videos, ich geh auf die Zugspitze ohne Vorbereitung. Weißt du, was ich mein? Da bin ich mir das hin- und hergerissen, weil ich mir denk, an sich ja voll cool, dass so viel mehr Leute Bergsport machen, weil wir profitieren davon, aber es bringt halt auch so viele negative Konsequenzen mit sich. Und ich habe auch keine so richtige Lösung, wie man das irgendwie in gute Bahnen lenken könnte.

Dani Arnold:

Ja, absolut. Ich glaube, was relativ gut ist, ich sehe das noch ein bisschen aus dem Aspekt von meinem Vater und meinem Bruder sind Wildhüter. Und ich sehe natürlich, dass es nicht so weitergehen kann, dass einfach alle Menschen irgendwo sind Und dann hat es keinen Platz mehr für... Also gerade Winter ist höchst problematisch, natürlich, wenn alle da irgendwo hingehen. Aber was ja da interessant ist, dieses Phänomen, dass alle dort sind, wo alle sind. Und das hilft mir noch so ein bisschen zu verstehen, weil Wenn die Leute zum Everest gehen, dann sollen sie zum Everest gehen. Aber zumindest kann man das relativ gut noch irgendwo handeln. Und das ist noch so ein bisschen... Sobald... Oder unser Sport ist halt grundsätzlich mal gefährlich. Und das bedeutet schon, dass die Leute mehr oder weniger dort sind, wo sie das Gefühl haben, mehr Leute geben Sicherheit. Und ich glaube, das hilft so ein bisschen, dass es nicht zur völligen Katastrophe wird. Aber es ist schon brutal. Und da bin ich mit schuldig, dass ich sage, hey, Eigenortland geht auch in 2 Stunden oder zweieinhalb Stunden. Wir haben nichts mehr dabei. Dann animierst du natürlich auch da. Auf der anderen Seite, ich mache ja auch zum Beispiel Vorträge vor Kindern, vor Schulen. Ich glaube, wenn man auch da aufzeigen kann, wie viel Energie oder wie viel Vorbereitung in diese Projekte fliessen, dann können sie sehr wohl gut unterscheiden, das ist etwas oder das ist gar nichts für mich. Also in dem Sinn. Und dann geht es Eigenverantwortung. Ich meine, was ist denn da los heutzutage, wenn alle haben das Gefühl, es geht. Ja, es geht halt einfach nicht für alle. Das sind wir, also die Medien, wir, die davon leben. Wir müssen versuchen, darauf hinzuweisen, dass es nicht für alle ist. Und dann schau mal, was da aktuell läuft. Mit dem Wetter, mit den warmen Temperaturen. Das, was vor 3 Jahren noch richtig war, ist heutzutage vielleicht nicht mehr richtig. Und wie wollen das die Leute dann wissen? Das ist ja ein Ding der Unmöglichkeit. Und von dem her, so diese... Ja, auch der Respekt zu behalten ist extrem wichtig, oder? Mhm.

Jan:

Wie siehst du so den ganzen Alpinismus so in den nächsten Jahrzehnten? Bist du der Meinung, so wie du jetzt das Ganze alles machst, wirst du es auch in Zukunft oder rein theoretisch die Kids, die nachkommen, noch genauso machen können?

Dani Arnold:

Ich glaube schon. Es wird schwieriger, logisch, die Projekte sind jetzt, es ist extrem viel schon gemacht, auf der ganzen Welt, das ist nicht mehr ganz so einfach. Und doch, finde ich, es ist so, wie so, man hat immer das Gefühl, wir sind aktuell die Schönsten, wir sind die Besten, wir sind die Schnellsten und ja... Und das hat einfach immer gezeigt, dass das natürlich nie stimmt. Das geht immer irgendwo weiter. Und eben, es geht immer mehr, glaube ich, Es geht Transparenz, es geht Glaubwürdigkeit. Und dann gibt es halt diese Schiene, man macht, ich mache für Klicks, dann kannst du machen, was du willst, weil das ist ja alles nur Show. Und dann gibt es aber wirklich diese Richtung, wo du halt sagst, hey, ich will wahrgenommen werden als kompetente Bergsteigerin oder Bergsteiger. Und dort gibt es halt einfach, da gibt es Regeln, wo wir uns daran halten. Und dann gibt es auch Verpflichtungen. Das ist wichtig, das anständig zu machen.

Jan:

Ja, absolut. Vergisst man manchmal, was man selber für eine Reichweite eigentlich hat. Also ich meine, man muss sich eigentlich nur mal jetzt einen Instagram-Follower anschauen, das sind über 200.000 Menschen, die dir da folgen und somit ja auch deine Sachen irgendwo sehen. Blendet man das manchmal eigentlich aus? Oder ist dir das schon sehr bewusst?

Dani Arnold:

Ich blende es fast komplett aus. Auch wenn du jetzt das sagst, das sind viele, das weiss ich auch immer noch. Logisch sind das viele, ich kann ja mit anderen vergleichen, aber am Schluss habe ich gedacht, was sind das für Leute, ich kenne ja viele irgendwo nicht. Und doch ist es auch etwas, ein Phänomen, das kann mir nicht egal sein. Und ich wurde auch schon zweimal gehackt auf diesen Profilen und Dann habe ich erst gecheckt, wie mich das stresst, dass ich diesen Kanal verliere. Also ist es mir schon nicht ganz egal, was da passiert. Auch wenn ich jetzt mit irgendwelchen Partnern schaue, das ist eine entscheidende Grösse. Was hat man für eine Reichweite? Wie kommt das Ganze an? Also von dem her, Ja, ist wichtig. Anscheinend ist das viel, glaube ich. Gerade für die Schweiz, da darf man auch noch... Ich meine, wir haben ein kleines Land und logisch ist das mit Europa... Wir haben schon ein bisschen eine grössere Reichweite als die Schweiz, aber im Schluss, wir sind keine USA. Also das ist auch etwas, was man... Von dem her passt es ganz gut. Viele haben das Gefühl, die Reichweite kam nur durch Netflix, und das stimmt natürlich nicht. Die Reichweite kam durch ein Video, wo ich war so der... Ja man kann sagen, der Erste, der das richtig professionell gemacht hat, mit der 360-Grad-Kamera am Rucksack oben, war Eisklettern in den Dolomiten. Und das war für mich dieser Durchbruch. Dort hat es am meisten generiert. Jetzt macht das alle. Jetzt bringt es gar nichts mehr. Oder gehört es dazu?

Jan:

Blöde Frage, ich glaube ich weiss die Antwort. Hast du eigentlich ein Management?

Dani Arnold:

Nein, ich habe niemanden. Was ich mache, Ich versuche ab und zu mit Sachen Kommunikation das Ganze schon irgendwo ein bisschen besser zu machen. Weil es ist halt... Ich bin extrem getrieben neues Zeugs. Da dreht sich das Ganze und dann bin ich einfach dann... Ja, dann komme ich zurück. Wir haben eine ganze Festplatte voll Material, das einfach extrem cool ist. Und jetzt ist es wichtig, dass man da noch mit diesem Zeug was macht und nicht immer nach vorne und weiter geht. Da bin ich einfach schlecht. Und da schaue ich, dass ich jemanden habe, mit dem man ab und zu eine Newsletter machen kann oder jetzt wieder Filme machen kann. Das ist schon auch wichtig. Ich stehe alleine auf der Bühne, ich bin meistens alleine dort, aber es sind schon viele Leute, die im Hintergrund helfen. Es sind die besten Fotografen, die besten Filmer. Und das ist auch wichtig mal zu zeigen. Ja, zum Beispiel da, vor letztem Jahr in Spitzbergen, da war ein Freund dabei. Ich meine, der hat nichts anderes gemacht als 4 Stunden gesichert bei fast minus 30 Grad und Wind. Ich meine, ja, es geht ums Team, oder? Und das ist so wichtig, dass einfach es braucht, es braucht extrem viel, das Ganze funktioniert, ja, auf allen Ebenen. Ja,

Jan:

Ich habe nur deswegen gefragt, weil wenn man sich halt so deine ganzen Aktivitäten auch anschaut, das ist ja brutal viel Arbeit, irgendwie trotzdem diese Vorträge vorzubereiten, die Bücher, die du rausgebracht hast, warum das alles, Anti-Gravity, da sind ja wahnsinnig viele Projekte entstanden. So und ich stelle mir jetzt halt das vor, wenn du diesen ganzen administrativen Kram hast und schaust, dass auf der, ich nenne es jetzt mal, Vermarktungsschiene alles läuft, dann nimmt das ja schon mal sau viel Kapazität weg von, ich muss mich gerade eigentlich vielleicht auf irgendein Projekt vorbereiten. Und vor allem, wenn wir dann über Projekte sprechen, die ja immer irgendwo auch ein Risiko beherbergen. Ist ja jetzt nicht nur so, dass du sagst, okay, ich muss dann halt an einem speziellen Datum 100 Meter so schnell wie möglich rennen. Das soll jetzt nicht despektierlich klingen,

Dani Arnold:

aber so Auf

Jan:

der Bahn, was soll da gerade passieren? Aber das, was du dann machst, hat ja in allerletzter Konsequenz irgendwo immer auch den Tod am Ende im Worst-Case. Sich darauf dann vorzubereiten und aber gleichzeitig all die anderen Sachen zu managen, stelle ich mir halt extrem anspruchsvoll vor. Deswegen war da so ein bisschen die Frage.

Dani Arnold:

Ja, ja, absolut. Also ich mache das noch ganz gerne. Ich versuche einfach das Draussensein zu reduzieren. Das hilft mir natürlich, wenn ich da selber filme oder Vorträge schneide. Aber Ich sehe immer mehr so, dass ich mich schon aufs Hauptding konzentrieren sollte. Ich suche immer noch Partner, wo wir da Arbeit abnehmen können. Ich weiss es nicht. Es ist auch, wenn ich jetzt zurückschaue, was wäre gewesen, wenn ich wirklich völlig nur das Athletensein gelebt hätte. Ich weiss nicht, ob es viel besser ist, weil es braucht dann eben auch... Es braucht mal die... Weiss nicht, ein bisschen die Ruhe. Weil irgendwann haben wir dann schon geklettert oder haben trainiert. Ich mache es noch ganz gerne irgendwo. Und ich bin auch gerne zu Hause, oder wenn ich jetzt da mit dir spreche, dann bin ich zu Hause, dann die Kleine kommt und dann bin ich wieder da. Also, ja, ich glaube, es ist jetzt mein Weg und das ist sicher nicht irgendwo ein richtiger Weg für alle. Aber Ich finde es schon wichtig, dass jeder seinen Weg irgendwo geht und aber auch eben immer offen ist für Veränderungen, weil das das braucht.

Jan:

Noch eine Frage, die so ein bisschen den letzten Themenblock für heute einläutet, über den ich mit dir reden wollen würde, weil wir gerade davon hatten, Projekte sind irgendwo mit Risiko behaftet und so. Hast du das Gefühl, du bist über all die Jahre so ein bisschen abgestumpft, was das Risiko angeht? Also hat sich dein Blick aufs Risiko verändert? Dass das, was vielleicht am Anfang als hohes Risiko eingeschätzt wurde, jetzt mittlerweile so ein «naja, okay, das ist halt mein Grundrauschen an Risiko, das ist immer da?

Dani Arnold:

Ich glaube, es ist eher das Gegenteil der Fall.

Jan:

Es hat

Dani Arnold:

sich eher auf die andere Seite entwickelt, wo ich sage, das, was damals war, zum Beispiel auch so eine Carlesso-Route am Torre Trieste, da bin ich jetzt nicht ganz sicher, ob ich das heute noch irgendwo machen möchte. Der Grund ist einfach so, ich habe einfach zu viel erlebt. Oder selber erlebt, oder durch Freunde erlebt. Vielleicht habe ich ein bisschen mit der Erkenntnis, dass wir vielleicht nicht ganz so gut sind, wie wir das Gefühl haben da draussen, wenn wir als Gegner die Natur haben. Und das ist etwas, was dann schon auch ein bisschen zu denken gibt. Also, alles gut, aber es braucht dann einfach auch Glück bei der Sache. Und ich glaube, dass dieses... Wenn ich jetzt irgendjemanden habe, der einfach all in immer geht, immer Vollgas nach vorne, Das ist relativ einfach, weil da braucht kein Kopf dazu. Wir sagen einfach, wir gehen bis es knallt. Und das finde ich dann auch nicht sehr, wie soll ich sagen, anerkennungswert. Weil das ist dann relativ einfach so.

Jan:

Ja, macht Sinn. Ich fand irgendwie das richtig spannend, als ich in der Vorbereitung auch gelesen habe, dass du mal gesagt hast, du hast vor und nach Natur schon durchaus auch mal so was in der Art wie Angst oder oder ziemlich großen Respekt, währenddessen dann aber gar nicht.

Dani Arnold:

Das stimmt ja.

Jan:

Wie haut es hin? Kopftechnisch, dass man sich davor dann irgendwie Gedanken macht und sobald du aber quasi das Klettern anfängst, kannst du wie so einen Ausschalter im Kopf drücken und dann ist es nicht mehr da.

Dani Arnold:

Ja, das ist halt schon das, ich glaube, das ist meine ganz grosse Fähigkeit oder mein Talent, dass es in den Wänden super funktioniert. Für mich ist die Atmung extrem wichtig. Vielleicht sage ich, ich muss genau in einem Bereich sein, wo ich klar denken kann, wo alles funktioniert. Und dann ist es einfach auch... Es ist so viel Freude dabei. Es ist so viel... Es ist einfach... Ich muss mich nicht irgendwo zwängen. Ich muss da durch. Ich muss durch diese Zinnen klettern, ohne Seil und schnell. Sondern es macht richtig, richtig viel Spass. Aber es bedeutet auch Verantwortung. Und es ist einfach so, dass das nicht einfach aus einem «Morgen könnte ich das oder das andere machen» entsteht, sondern es braucht, jeder kleines Detail braucht wie so ein Haken hintendran. Und das Dumme ist eigentlich, nur weil es mal funktioniert hat, heisst nicht, dass es immer funktioniert. Das heisst, ich muss mir jedes Mal wieder beweisen, fühle ich mich überhaupt noch wohl in diesem Gelände. Und das kann sein, dass es vielleicht auch irgendwann mal nicht mehr so ist. Und dann muss man auch ehrlich sein zu sich selber und sagen, hey, das war's jetzt und Das war eine gute Zeit. Hast du

Jan:

immer noch das Gefühl, umso leichter die Aufgabe ist, desto gefährlicher ist sie?

Dani Arnold:

Habe ich ziemlich stark das Gefühl, ja. Einfach, dass... Ich habe recht viel Respekt vor Routinen, Sachen von... Jetzt einfach auch zum Beispiel Anseilknoten beim Sportklettern. Es ist einfach so... Ja, es ist einfach so fatal oder beim Abseilen oder... Es passieren einfach zu viele Unfälle bei so Dingen, wo einfach... Hey, das ist ja... Und genau dort liegt, glaube ich, teilweise schon auch ein bisschen das Problem, dass wir bei einfachen Aufgaben vielleicht einfach... Also Aufgaben sind wir nicht gleich konzentriert. Das kann ja gar nicht sein. Niemand kann 100% geben auf 1 10-Stunden-Tour. Das ist gar nicht möglich. Die Qualität liegt darin immer, noch genug Kapazität zu haben, zu checken, wann muss ich was ändern. Und da gehen auch Dinge falsch oder haben nicht so eine Wichtigkeit. Aber dort, wo es wichtig ist, das zu realisieren, das ist eine ganz wichtige Eigenschaft. Und ja.

Jan:

Ich musste immer an dieses Beispiel denken, wo du die Fotosession gemacht hast an dem Eiszapfen, der dann unter dir weggebrochen ist. Das ist das perfekte Beispiel dafür, oder? Das war jetzt kein Projekt im klassischen Sinne. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, dann war das sogar einfach nur ein Fotoshooting, oder?

Dani Arnold:

Ja, das ist genau so. Wo am Ende halt coole

Jan:

Bilder dabei rauskommen sollen. Und dann kann es genau bei sowas halt einfach richtig schief gehen.

Dani Arnold:

Ja, oder die ganzen Abstiege, oder? Wo man sagt, dass es runterkommen ist einfach vom Matterhorn dann nach der Nordwand. Nach der schnellsten Zeit da runter über den Hörnli-Grad, das sollte ja wohl kein Problem sein. Ja, es ist auch dort steil. Es ist auch dort halt... Und das ist etwas, was halt schon einfach... Ich kann mein Leben nicht irgendwo sagen, ich bin in einem 50... Oder ich reduziere jetzt mal auf 50 Prozent. Weil es einfach nicht geht. Und es ist schon auch wichtig zu sehen, dass es dann keine Matterhorn-Nordwand oder Eigen-Nordwand braucht, vielleicht... Es kann auch irgendwo da... Ich weiss nicht, bei dir zu Hause oder da in Garmisch oder bei... Mittlerweile ist so viel in Bewegung, gerade nordseitig, wo man denkt, wenn du am falschen Ort bist, zur falschen Zeit, dann kann es Game Over sein. Und das muss man sich bewusst sein.

Jan:

Ja, absolut. Letzte Abschlussfrage. Kannst du schon irgendwas anteasern so für nächstes Jahr? Oder ist da alles gerade noch zu sehr in Planung?

Dani Arnold:

Nein, es wäre jetzt eben nicht. Ich mag das nicht über Projekte sprechen, aber ich werde ziemlich sicher wieder so in ein Eis Projekt irgendwo hingehen, was einfach wieder bildstark ist. Dann wird es ziemlich wieder eine Expedition geben.

Jan:

Cool.

Dani Arnold:

Und das, ja, das war es für den Moment, ja.

Jan:

Ja, sehr, sehr cool. Wir sind sehr gespannt. Hey Dani, vielen, Vielen Dank für deine Zeit, für das Gespräch. Macht jedes Mal richtig viel Spass, jetzt auch mal mit dir richtig zu interagieren und nicht nur Sachen zu konsumieren. Also Props dafür. Ich glaube, du hast da echt einen sehr, sehr coolen Weg gefunden. Es macht richtig viel Freude.

Dani Arnold:

Ja, danke dir, weil ich finde es auch spannend, wenn man auch Formate kriegt, wie du das machst, wo nicht alles zusammengeschnitten wird, auch für 30 Sekunden. Von dem her finde ich es extrem spannend, auch deine Sichtweise zu sehen. Das ist cool. Mach weiter so.

Jan:

Freut mich, danke dir. Das war die Interviewfolge mit Dani Arnold. Ich hätte mit ihm ehrlicherweise noch so viel mehr besprechen können und mich hat es richtig beeindruckt, wie er seine ganz eigene Lebensphilosophie aufgebaut hat. Wenn euch der Bergzeit-Podcast gefällt, dann lasst gerne ein Abo und eine Bewertung da. Wir hören uns dann wieder in 2 Wochen bei der nächsten Beratungsfolge des Bergzeit-Podcast. Ich wünsche euch bis dahin eine schöne Bergzeit, passt auf euch auf, ciao ciao, euer Jan.

Dani Arnold:

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