#89 Interview mit Andy Steindl
Shownotes
In dieser Episode des Bergzeit Podcast ist der Ausnahmesportler und Dynafit-Athlet Andi Steindl zu Gast. Andi ist nicht nur hauptberuflich Bergführer, sondern hält auch beeindruckende Rekorde in den Alpen – darunter den legendären Speed-Rekord vom Kirchplatz in Zermatt auf das Matterhorn und zurück in unter vier Stunden. Spätestens seit seinem Rekordsommer 2024 auf der berühmten Spaghetti-Runde kennen ihn alle, die sich für Speed-Alpinismus begeistern.
Im Gespräch mit Host Jan gewährt uns Andi spannende Einblicke in seine Leidenschaft für die Berge, seine Liebe zum Führen und die enorme Disziplin, die hinter seinen Projekten steckt. Es geht um die Balance zwischen Leistung, Risiko und Verantwortung, aber auch um persönliche Herausforderungen, Rückschläge und das richtige Timing für einmalige Abenteuer. Natürlich sprechen wir auch über die Frage, was Speed wirklich bedeutet und welchem Bergsport Andi sein Herz am meisten geschenkt hat.
Freut euch auf authentische Geschichten, ehrliche Einblicke und inspirierende Anekdoten direkt aus Andis Leben in den Bergen – inklusive kleiner Überraschungsmomente, die ihr so sicher nicht erwartet hättet.
Kooperationspartner dieser Folge: Dynafit.
Mehr aus dem Inhalt & Timecodes:
- [05:19] Trainings- und Erholungszeitplan eines Bergführers
- [12:58] Andy's Skitouren-Vergangenheit
- [14:29] "Projektplanung in den Bergen"
- [17:56] Im Flow beim Laufen
- [21:47] Routine vermeiden: Vielfalt bewahren
- [27:23] Unterschätzte Gefahr unter Schneeoberfläche
- [39:03] "Egoismus versus Sicherheit am Berg"
- [40:51] Die Zusammenarbeit mit seinem Partner Dynafit
- [47:52] Vom Bergführer zum Skibergsteiger
- [57:00] Blick in die Zukunft richten
Mehr Infos zu Andy's Spaghetti-Runde Rekord (https://www.dynafit.com/de-de/spaghetti-tour-andy-steindl)) (https://www.instagram.com/andy_steindl/?hl=de)).
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Transkript anzeigen
Jan: Heute bei uns zu Gast im Bergzeit-Podcast der Dynafit-Athlet und Speed-Bergsteiger Andi Steinl. Andi hält einige beeindruckende Speed-Rekorde in den Alpen. Unter anderem ist er unter 4 Stunden vom Kirchplatz in seiner Heimat Zermatt auf das Matterhorn und wieder zurück. Spätestens seit seinem Rekorderfolg auf der berühmten Spaghetti-Runde 2024 kennt man den gelassenen Bergführer in der Szene des Speed-Alpinismus. Im Podcast sprechen wir ausführlich über all seine Projekte, das Warum dahinter, seine Leidenschaft für die Berge, das Führen, aber auch das Risiko, das mit all dem verbunden ist. Also, auf geht's ins Gespräch mit Andi Steindl. Ganz viel Spaß.
Andy Steindl: Der Bergzeit-Podcast ist dein Podcast für mehr Bergzeit. Egal ob neben dem Gipfelkreuz oder auf dem Weg ins Büro. Wir wollen die Berge zu dir bringen. Immer und überall.
Jan: Servus, Andi, herzlich willkommen im Bergzeit-Podcast.
Andy Steindl: Ja, hallo Jan. Danke, dass ich da sein darf.
Jan: Ja, klaro. Bevor wir heute richtig durchstarten, für euch da draußen der kurze Hinweis. Andi und ich sitzen uns heute ausnahmsweise mal nicht live gegenüber, sondern wir nehmen remote auf. Andi, du bist bei dir daheim in Zermatt, oder?
Andy Steindl: Ja, genau. Da mal das Wetter schlecht ist, hatte ich halt Zeit für unsere Gespräche.
Jan: Also genauso schlechtes Wetter wie bei mir im Karwendel.
Andy Steindl: Ja, weiß nicht. Also wir hatten heute noch oben fast Schnee bis zweieinhalb 1000 Meter. Also.
Jan: Ah, ok, krass.
Andy Steindl: Und ja, ein kalter Nordwind, also. Geht lieber zu Hause als oben in den Gebirgen.
Jan: Ja, sehr gut. Dann können wir heute ganz in Ruhe Podcast aufnehmen. Und wir starten unsere Interviewfolgen immer mit 1 kleinen Schnellfragerunde. Und die erste vermeintlich leichte Frage ist, wer ist Andi Steindl aber beschrieben in einem Satz?
Andy Steindl: Das ist gar keine leichte Frage. Ich selber beschreibe mich eigentlich nicht gern. Aber ja, in einem Satz. Andy Steindl ist ein Typ, der gerne in den Bergen unterwegs ist.
Jan: War ja doch relativ einfach.
Andy Steindl: Ja, das weiß ich jetzt nicht.
Jan: Dann machen wir mal mit 1 wirklich leichteren Frage weiter. Aber wobei, mal schauen. Deine Lieblingsjahreszeit ist Sommer. Warum?
Andy Steindl: Ja, weil die Tage länger sind. Man hat mehr Zeit zur Verfügung als im Winter. Und einfach mehr Möglichkeiten, auch mit meinen Hobbys, sportlich gesehen, dass ich da alles ein bisschen machen kann. Im Winter ist es halt ein bisschen schwieriger.
Jan: Ja, macht Sinn. Du startest ja viele von deinen Projekten auch mitten in der Nacht. Bist du dann eher Nachtäule oder Frühaufsteher?
Andy Steindl: Ja, Frühaufsteher.
Jan: Okay, habe ich mir schon fast gedacht. Jetzt kommt wahrscheinlich nochmal eine etwas kniffligere. Wenn du nur noch eine Bergsportart für den Rest deines Lebens machen dürftest, was wäre das dann? Boah,
Andy Steindl: jetzt willst du es wissen.
Jan: Also wir teilen es mal in diese Kategorien ein, die du machst, so von Ski-Mountaineering über Trailrunning bis hin zu dem ganzen Speed-Mountaineering.
Andy Steindl: Ich glaube, dann wäre es einfach das Trailrunning.
Jan: Okay, Da war ich gespannt, weil ich selber könnte die Frage für mich auch nicht so richtig beantworten.
Andy Steindl: Im Endeffekt das Speedmountaineering oder das Bergsteigen, das mache ich zwar schon extrem gern, aber eigentlich 90 Prozent vom Training und allem ist eigentlich das Trailrunning. Das ist eigentlich auch da, wo ich mich am wohlsten fühle, wo auch kein Risiko da ist und wo man da auch voll abschalten kann und einfach nur genießen kann. Nicht immer den Kopf voll bei der Sache haben muss. Das ist halt das Schöne.
Jan: Ja, voll. Mit wem würdest du mal gerne noch eine Tour oder ein Projekt machen oder gemacht haben? Also die Person muss rein kritisch auch nicht mehr leben.
Andy Steindl: Boah, gut, dass ich ja gerne in Zukunft noch was machen würde. Ich bin mit Benjamin wedrin. Das ist im Moment eben das Master Ding und von dem her wäre es schon cool mal zusammen mit ihm was zu machen.
Jan: Ja das würde ich als außenstehender Betrachter auch ziemlich feiern, wenn ihr euch da mal zusammen tun würdet und irgendein Projekt starten würdet. Gibt es da zufällig vielleicht schon Pläne? Du darfst wahrscheinlich nichts berichten, oder?
Andy Steindl: Ja, ich habe schon ein paar Pläne, wo ich eigentlich schon auch ganz gut reinpassen würde. Und wir haben schon so ein bisschen Kontakt zusammen von dem her, aber jetzt noch nichts Konkretes besprochen. Aber jetzt ja für nächsten Sommer, ja mal schauen. Vielleicht auch für den Winter schon was.
Jan: Ja, okay, cool. Das ist spannend. Letzte aus der Schnellfragerunde. Auf 1 Happiness-Skala von 1 bis 10, also 10 ist das höchste und 1 ist super low. Wo würdest du dich gerade einordnen?
Andy Steindl: Im Moment so
Jan: eine 7. Was fehlt? Schlaf.
Andy Steindl: Ich war die letzten 8-9 Tage die ganze Zeit unterwegs und in den Hütten und habe halt sehr schlecht geschlafen. Das zählt schon auch ein bisschen an der Energie und allem. Aber ja, ich konnte gestern und heute wieder mal laufen gehen seit 1 Woche und das hat schon sehr gut getan. Aber ich merke einfach halt noch die Müdigkeit.
Jan: Ja, glaube ich dir.
Andy Steindl: Aber schon normal in der Sommersaison.
Jan: Ja, weil du es gerade ansprichst mit Sommersaison, nimm uns mal so ein bisschen mit durch dein Jahr, weil es verläuft ja trotzdem nach Saisonen, oder? Du hast quasi eine Saison, in der du hauptsächlich führst, dann hast du irgendwie Vollfokus mal Wettkampf oder Projektsaison. Nimm uns da mal ein bisschen mit, wie das bei dir aufgeteilt ist.
Andy Steindl: Ja, also eigentlich fangen meine Pläne sozusagen im Herbst, dann eigentlich Ende vom Sommer, wenn ich fertig geführt habe. Da muss ich mich erst mal 5, 6 Wochen erholen, weil halt über Mitte Juni bis Ende September bin ich hauptsächlich am Führen. Da merke ich extrem, dass ich sehr schlecht geschlafen habe, sehr wenig. Viel unterwegs war, zum Teil auch noch viel trainiert habe nebenbei, mit Projekten hatte und so. Von dem her erhole ich mich erst mal so im Oktober, November und dann fange ich eigentlich wieder mit dem Aufbautraining an. Und dann im Winter bin ich so halb, sagen wir mal 50, 60 Prozent als Bergführer unterwegs am Führen und der Rest ist eigentlich voll fürs Training. Und da lege ich halt dann einen Grundstein über 6, 7 Monate. Und dann eben im Sommer oder im Frühling für die Skyrunning- oder Trail-Wettkämpfe fit zu sein und dann eben meistens ein Projekt im Sommer.
Jan: Und
Andy Steindl: so eben dann im Winter eigentlich ist es auch vom Führen her eher gemütlich, meistens auch so Bürozeitmäßig, halb 9 auf die erste Bahn und abends spätestens 5 Uhr ist man zu Hause. Und da kann man halt auch das Schöne am Skibergsteigen oder am Skiturnen, dass du halt am Abend noch schnell 2, 3 Stunden mit der Lampe irgendwo hochlaufen kannst und halt einfach runterfährst und das nicht wie im Sommer, wo du noch 2 Stunden auflaufen musst, nachher noch eine Stunde runterlaufen musst und dann bist du kaputt. Das ist halt Ein Sport, der sehr viele Stunden zulässt, ohne dass du dich komplett zerstörst.
Jan: Ja, voll.
Andy Steindl: Und dann im Frühling 2, 3 Wochen in Urlaub, meistens Spanien oder dann die Wärme, März, April, dass ich schon Laufkilometer sammeln kann, weil in Zermatt liegt halt meistens bis Ende April noch Schnee und dann weiter oben bis Ende Mai. Also bist halt sehr limitiert, was möglich ist vom Laufen her, von den Höhenmetern zum Sammeln und deshalb immer irgendwo in die Wärme. Auch ein bisschen für den Kopf, mal was anderes zu sehen. Und dann im Frühling mache ich so 4, 5 Rennen. Und dann ja ab Mitte Juni. Also es kann auch immer ein bisschen auf das Projekt aufhören, wo ich hab. Das letzte Jahr mit der Spaghetti Tour habe ich dann eigentlich den ganzen Juni kaum geführt. Habe mich bis Mitte Juli voll auf das Projekt fokussiert. Und nachdem ich das gemacht habe, habe ich am nächsten Tag direkt eine Folge geführt bis Ende September. Und dann ist halt der Sommer dann auch wieder sehr intensiv, weil ich eigentlich auch nach dem Projekt zu wenig Zeit habe zum Erholen. Ja, das
Jan: ist ja schon ein krasses Programm, was du da eigentlich abspielst. Weil man könnte ja auch meinen, ja okay, wenn du das einen kompletten Sommer über irgendwie am führen bist, das müsste ja eigentlich Training genug sein. Könnte man ja rein theoretisch denken.
Andy Steindl: Nein, aber...
Jan: Das ist zu unspezifisch wahrscheinlich.
Andy Steindl: Ja, das Problem ist halt mit den Gästen, also ich kann jetzt meinen Gästen nicht so nahe treten, aber es ist halt extrem langsam im Vergleich, wenn ich halt sonst für mich drinnen übe. Und ich hatte auch ab und zu mal den Puls gut mit, zum Schauen, wo ich mich da so bewege in der Herzfrequenz. Das sind meistens die 100, 110.
Jan: Und das in der Höhe?
Andy Steindl: Ja, wenn ich halt tonlang trainiere eigentlich, bin ich so die 140. Also ist halt das schon mal nicht einmal eine aktive Erholung, wenn ich mit Leuten unterwegs bin. Und von dem her ist es halt gut, du bist in der Höhe, du bist nachher schon akklimatisiert. Das hilft mir für die Projekte oder auch zum Teil für die Rennen schon sehr. Aber es ist halt so ein Rhythmus, was dich eigentlich mehr langsam macht. Also die ganzen Muskeln, du verlierst halt voll die Spritzigkeit. Und ja, auch als Grundlagentraining ist es eigentlich schon zu langsam. Es ist eigentlich sehr... Ja, es spielt mir eigentlich nicht in die Karten, dass ich so viel und so lange in den Bergen bin.
Jan: Aber also dann mal jetzt Hand aufs Herz, dann ist das Führen eigentlich halt überwiegend echt eine Arbeit, auch Geld zu verdienen, oder?
Andy Steindl: Ja, ich meine, das ist meine große Leidenschaft. Und ich mache es auch gerne, mit Leuten in den Bergen zu sein.
Jan: Okay, also es hat schon noch einen Reiz für dich.
Andy Steindl: Nein, nein, voll. Also ich mache das gerne. Das ist ein mega schöner Beruf, wenn du anderen Leuten halt helfen kannst, ihre Ziele zu erreichen, ihre Träume. Das schätze ich mega viel. Und auch der Umgang mit meinen Gästen. Zum Teil bin ich mit denen seit 10, 15 Jahren schon unterwegs. Das sind wie Freunde zum Teil. Und das gibt mir persönlich auch sehr viel, ihre Emotionen. Das, was sie erleben, bringt mir auch viel Motivation für meine eigenen Projekte und das Training und alles. Ich mache es mega gerne, aber es ist halt mit dem Leistungssport sehr schwierig zu verbinden. Und vor allem werde ich auch nicht jünger. Also vor 10 Jahren war es mit der Erholung halt viel einfacher. Da war ich am Atom und bin zurückgekommen, bin runter ins Tal, habe geduscht, eine Stunde geschlafen und bin dann nachher wieder in 2 Stunden rauf in die Hörnlütte gelaufen. Am nächsten Tag mit dem nächsten Gast hoch. Das so Sachen kann ich halt jetzt auch nicht mehr machen. Da muss ich viel, viel mehr auf die Erholung schauen.
Jan: Ja gut, das ist schon eine große Challenge, weil du es gerade gesagt hast, viele von deinen Gästen, mit denen bist du irgendwie lange unterwegs. Könnte dich aber rein theoretisch jetzt wirklich jeder buchen oder Anfragen oder hast du schon eigentlich überwiegend Stammgäste?
Andy Steindl: Also eigentlich kann mich da jeder kontaktieren, aber sehr schwierig. Also ich muss, ich habe eigentlich fast jeden Tag 4, 5 Leute, die mir schreiben, die was machen wollen, denen ich absagen muss, weil ich einfach jetzt über die Jahre so viele Stammgäste habe und eigentlich das ganze Jahr eigentlich mit denen schon besetzt ist. Also es sind vielleicht jedes Jahr so 3, 4, die neu hinzukommen, für die ich Zeit habe, aber sonst wird es halt sehr schwierig.
Jan: Wie oft passiert es eigentlich, so rein interessenhalber, weil ich könnte mir vorstellen, so mit deinen ganzen Projekten und auch die Rekorde, die du hast, müsstest du ja sogar in deinen heimischen Bergen so einen kleinen Star-Status haben. Wie oft kommt es vor, dass dich Leute unterwegs mal ansprechen, anquatschen und sagen, ey, Saugeiles Projekt, können wir ein Foto machen, keine Ahnung was.
Andy Steindl: Ja, also jetzt irgendwo unten im Tal, da passiert mir das eigentlich kaum, muss ich sagen. In den Bergen natürlich, wenn du sogar zu den Höhenlöuten am Matterhorn bist, da passiert halt schon viel. Weil die Leute sich auch vorher ein bisschen informieren und das vielleicht gelesen haben oder jetzt wo ich gerade letzte Woche auf der Spaghetti Tour war, das ist mir auch zweimal passiert, aber es sind halt wirklich auf den Touren halt spezifische, ja, wo die Leute halt das wissen vielleicht, aber sonst würde ich überhaupt nicht sagen, dass ich da irgendein Star bin, also gar nicht, nein, nein. Und ich bin auch froh darum, also Ich bin 1, der gerne seine Ruhe hat.
Jan: Ja, glaube ich. Wenn wir jetzt aber trotzdem mal vielleicht noch mal ein bisschen dazu beitragen, dass mehr Menschen was über deine Projekte erfahren. Ich habe mal nur so einen kurzen Auszug mitgebracht, dass sich vielleicht alle, die jetzt noch nicht sofort was mit deinem Namen anfangen konnten, sich mal ein bisschen was vorstellen können. Wenn wir über Projekte und Rekorde sprechen, weil ich habe bei weitem nicht alle dabei, weil es halt einfach zu viele wären, aber so die vielleicht wahrscheinlich wichtigsten, also Speed Rekord Matterhorn, Kirchplatz Zermatt, Matterhorn Gipfel und wieder zurück 3 Stunden 59 oder? Ja. Dann Speed Rekord Pötterer Integral, also der längste Grad der Alpen 16 Stunden oder knapp?
Andy Steindl: Ich glaube wir waren knapp unter 16 Stunden, also halt einfach den Pötterergrad hoch und dann wieder runter über die Cornella Route.
Jan: Ja genau, ich glaube es waren 15, 55 oder sowas. Und dann eben letztes Jahr so dein größtes Ding, Spaghetti-Runde in dann 7 Stunden 45, also nochmal richtig was von dem alten Rekord weggenommen. Das sind schon alles richtig, richtig krasse Projekte zwischendrin. Klar gibt es irgendwie die Trailrun-Rennen, Skimo-Rennen und noch verschiedene andere Sachen, aber kannst du sagen, welches Projekt für dich den höchsten Stellenwert hat? Oder ist es schwer, da 1 rauszugreifen?
Andy Steindl: Boah, das ist extrem schwierig. Also die Spaghetti-Tour war schon sehr speziell, weil ich da halt fast 10 Jahre jetzt eigentlich wirklich drauf gewartet habe.
Jan: Krass.
Andy Steindl: Davor einmal schon versucht habe mit einem Kollegen, wo es nicht geklappt hat. Ein Jahr, wo es dann auch nicht geklappt hat mit ihm. Und eigentlich davor, ja, ich habe halt auch ein paar Jahre mehr auf Skitouren gesetzt und habe gedacht, ich warte noch ein bisschen mit den Projekten. Und ein paar Jahre hatte ich dann mit der Chillesin immer, während 2 Jahren, Probleme entzündet und konnte eigentlich nicht viel machen. Und von dem her nachher, wo ich das wirklich gemacht hatte, war ich schon extrem stolz auf mich selber. Ich habe das sehr genossen. Letzte Woche war da wieder auf der Tour unterwegs zu sein. Ich habe so viele wieder schöne Erlebnisse und lustige Momente erlebt vor dem einen Tag. Und ja, es ist einfach mega schön, wenn man hier, das ist eigentlich meine, ja, von meiner Haustür, meine Spielwiese, meinen Spielplatz und von allen möglichen Bergen halt immer wieder darüber sehen und die Erinnerung wieder erleben kann.
Jan: Ja, Ja, glaube ich dir. Ich habe es auf Instagram bei dir gesehen, dass du jetzt da wieder unterwegs warst und auch das noch mal kurz einzuordnen, Also diese ganze Spaghetti-Runde sind 18 Viertausender. Normalerweise, wenn man so Touringuides liest, dann steht da so 3 bis 5 Tage, sollte man einplanen. Es gibt, glaube ich, eine ganz gute Relation, wie crazy diese 7 Stunden 45 sind. Was würdest du sagen, ist da so der ausschlaggebende Faktor, dass du wirklich so krass viel schneller bist? Also ist es echt dann diese Erfahrung, ist es diese 10 Jahre Geduld auf die richtigen Bedingungen warten? Ist es das Training, das Equipment oder irgendwie alles zusammen?
Andy Steindl: Ja, es ist sicher alles zusammen. Also es ist halt so eine Entwicklung, die man selber halt machen muss. Das geht halt nicht von heute auf morgen, dass man sich so in den Bergen bewegt und halt einfach auch vom Training her. Und dann eben Verhältnisse, da muss man eben halt den richtigen Moment erwarten. Das ist halt zum Teil auch nicht immer einfach, weil ich setze mir meistens auch einfach 2 Wochen ein Zeitfenster für ein Projekt und in den anderen Wochen vom Sommer nehme ich halt dann die Gäste an und wenn ich halt in den 2 Wochen im Zeitfenster das Wetter, die Verhältnisse nicht passen oder ich gesundheitlich vom Training her nicht kann, dann fällt es auf ein Jahr zurück wieder. Ja, und so muss man eben für manche Projekte ein paar Jahre warten. Und das ist halt dann so. Im Endeffekt bin ich halt nicht voll Profi, ich kann mich nicht den ganzen Sommer frei halten und dann den besten Tag aussuchen. Von dem her habe ich die 2 Wochen und da muss dann wirklich alles passen. Aber da habe ich jetzt auch mit den Jahren gelernt, wie ich das eigentlich timen kann, dass ich in den 2 Wochen schon mal top von bin. Dass einfach nur noch die Verhältnisse passen müssen.
Jan: Das ist ja schon krass, weil es sind so viele Faktoren, die da irgendwie mit reinspielen, dass sich das dann ausgeht. Das muss man ja schon auch wollen. Du musst ja irgendwie zwangsläufig auch ein sehr geduldiger Mensch sein, oder?
Andy Steindl: Ja gut, das muss man als Bergführer sowieso. Da wäre ich im falschen Job. Vor allem wenn du halt relativ fit bist und dann halt die meisten Gäste halt schon eher, halt eben einen Bergführer brauchen halt, dann muss geduldig sein. Also das habe ich schon. In meiner Natur ist das schon.
Jan: Okay, dann lass uns mal über den Tag an sich sprechen. Also es war ja fast genau vor einem Jahr, 19. Juli. Du bist 2.45 Uhr an der Monte Rosa Hütte gestartet. Wenn man sich jetzt mal als jemand, der sich vielleicht nicht so gut auskennt, die Zeit anschaut, dann könnte man ja auch meinen, hey, wieso macht er sich nicht einen gemütlichen Morgen, startet dann 8 Uhr durch und dann ist er ja immer noch 15.45 Uhr fertig. Wieso mitten in der Nacht 2.45 Uhr Start?
Andy Steindl: Ja, vor allem wegen der Erwärmung gegen Mittag hin. Nachmittag ist es immer extrem weich. Selbst auf 4000 Meter wird der Schnee extrem weich und du hast dann zum Teil Osthänge, die ab dem Sonnenaufgang schon die Sonnenstrahlung haben. Da musst du einfach Umso früher, umso besser. Aber zu früh wäre auch schlecht, weil der Schnee unter der Monte-Rosa-Hütte, der erste Teil bis zu 1 gewissen Höhe, muss auch erst mal abkühlen und abstrahlen. Viel früher bringt auch nichts, weil dann unter Umständen brichst du am Anfang ein, weil du noch nicht genug Zeit hattest zu frieren. Aber zu spät würdest du dann halt einfach viel Zeit verlieren gegen Ende der Tour. Und halt auch wegen von den Temperaturen her, nachher gegen 10, 11, 12 Uhr ist selbst eben auf der Höhe ist es extrem heiß, du schwitzt mehr, du brauchst mehr zu trinken. Das sind alles die Faktoren, die dann entscheiden, wann ich starte. Ich setze mir die Zeit, die ich machen will und dann eigentlich fixe ich zuerst mal die Zeit, wo ich eigentlich nachher sozusagen ein Ziel oder einfach halt das Projekt fertig haben will und rechne nachher so zurück. Und das ergibt dann eigentlich die startzeit.
Jan: Du hast in dem interview irgendwie direkt nach dem projekt gesagt du warst echt in einem richtigen flow diesmal an dem tag. Was meinst du damit? Beschreibt mal den zustand so ein bisschen.
Andy Steindl: Ja ich glaube es können viele leute die schon sonst ein rennen oder irgendwas gelaufen sind, wo du einfach startest nach 5 minuten, merkst einfach heute habe ich echt gute beine, ich fühle mich super und irgendwie fühlst du dich fast unschlagbar und unsterblich. Das ist ein Flow, in den du voll in den Tunnel reinkommst und alles geben kannst. Selbst wenn es hart ist, wenn es weh tut, wenn du beißen musst, du kannst es fast geniessen. Das war eben der Flow, den ich hatte von Anfang bis Schluss. Das war wirklich sehr cool. Das ist eigentlich auch das Schöne nachher an diesen Projekten. Also ich habe es sehr gerne, du bist nachher so in der eigenen Welt, der Berg. Und dann, wenn sie eben laufen, das ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl, sehr intensiv. Und für mich 1 der schönsten Lebensgefühle. Das ist
Jan: wie so ein Runners High wahrscheinlich, oder? Vergleichbar.
Andy Steindl: Ja, genau.
Jan: Ja, sehr, sehr cool. Ich frage mich, da manchmal birgt so ein Zustand für dich auch irgendwelche Gefahren, dass du sagst, wenn man da jetzt wirklich in voll diesem Flow-Zustand ist und man hat das Gefühl, heute bin ich wirklich unschlagbar, es passt alles so perfekt, dann ist dieser Schritt drüber, sich quasi echt so in Sicherheit zu wiegen, weil eben alles so perfekt läuft, der ist ja vermeintlich relativ nah dran, oder?
Andy Steindl: Gut, aber dann hast du eigentlich, das ist eigentlich immer so, egal ob du eigentlich im Flow bist oder nicht. Obwohl du nachher so im Flow bist, du bist trotzdem voll fokussiert und wahrscheinlich noch mehr konzentriert, als wenn es eben nicht so laufen würde. Du bist dann wirklich jeder Schritt passt, Du denkst an alles. Von dem her glaube ich nicht, dass du, wenn du in dem Zustand bist, eher oder schneller Gefahr hast, dass du einen Fehler machst. Ich glaube eher im Gegenteil.
Jan: Ja, okay. Kannst du diesen Flow-Zustand wahrscheinlich dann auch echt nur mit der passenden Vorbereitung erreichen? Oder Also ich denke jetzt irgendwie gerade so an dein Matterhorn Projekt. Da ist ja auch so, ich glaube, jeder, der vielleicht auch schon mal da war, der weiß ja auch, okay, du darfst eigentlich keine Minute lang über den Weg nachdenken. Du darfst eigentlich nicht darüber nachdenken, hält der Stein jetzt oder bricht er vielleicht raus, sondern es muss ja alles irgendwie automatisiert passieren, was ja dann am Ende auch wieder dieser Flow-Zustand ist. Aber ich kann mir vorstellen, das funktioniert halt echt nur mit dieser irgendwie akribischen Vorbereitung oder halt der Erfahrung. Also ich meine, wie oft warst du am Matterhorn oben? Irgendwie über 100 mal oder so?
Andy Steindl: Also jetzt war ich 100 und die 130 mal. Vom Rekord war ich glaube ich 80 mal. Ich weiß gar nicht mehr genau, aber ich glaube denke ich die 80 mal. Also von dem an Martin habe ich halt jeden Stein gekannt. Das ist halt auch so wichtig, wenn du dann vom Gipfel runter zieht, da war ich in 33, 34 Minuten. Und da hast du keine Zeit zum Überlegen, hält der Stein das? Wo mache ich jetzt? Das ist voll Automatismus. Und da spielt die Erfahrung schon auch eine Rolle. Also, wenn du immer in dem Gelände bist, kannst du eigentlich den Fels, die Steine, alles lesen. Auch zum Beispiel, wenn es ein lockerer Stein ist. Aber du kannst lesen, je nachdem, wo ich den trotzdem halt belasten kann, was du da jetzt nicht runterstößt und so. Und das sind alles auch halt über die Jahre, wo ich jetzt einfach halt seit 20 Jahren mich in den Bergen bewege, seit 15 Jahren Bergführer bin und mein ganzes Leben in den Bergen sich abspielt. Ich überlege, das passiert automatisch im Unterbewusstsein. Wenn ich irgendwo gehe, was ich jetzt anpacke, wo ich jetzt aufsteige, dann muss ich jetzt nicht noch aktiv daran denken. Das passiert einfach so. Und das erlaubt eben auch einem so schnell zu sein, wenn man nicht nur überlegen muss, wenn es von selbst geht.
Jan: Wie oft denkst du über das Risiko nach?
Andy Steindl: Jeden Tag.
Jan: Würdest du dich als risikoaffinen Mensch beschreiben oder eher im Gegenteil?
Andy Steindl: Nein, ich denke wirklich, also eigentlich jeden Tag. Da hast du es nicht negativ gesehen, aber einfach realistisch halt, was passieren kann. Und ich denke, es ist auch wichtig, dass man die richtigen Entscheidungen trifft. Du löst jeden Tag andere Verhältnisse, je nachdem, mit einem anderen Partner oder Gast mit dir. Von dem her musst du immer aktuelle Entscheidungen treffen. Und darum bin ich jetzt auch nicht mehr gerne zu oft am gleichen Berg, weil du da eben unter Umständen auf einmal in eine Routine fallen könntest, die dann schon sehr schlecht wäre. Früher, als ich gerade angefangen habe als Bergführer zu arbeiten, war ich zum Teil halt 14 Tage hintereinander nur am Matterhorn. Aber wenn du 14 Mal hintereinander aufs Matterhorn gehst, da drehst du irgendwann vom Kopf her durch. Und du kommst halt auch so jeden Tag ein bisschen fast lascher mit der Seilhandhabung. Und du denkst, ja, passiert nichts und so. Und wenn du halt mehr wechselst zwischen Beinen, bist du viel mehr vom Kopf her bei der Sache.
Jan: Aber wenn du jetzt so über Risikofaktoren nachdenkst, ist es dann wirklich eher so ein Thema, wie minimiere ich sie für mich, für meinen Gast oder macht man sich dann schon auch so größere Gedanken über, hey, was habe ich in der Verantwortung meinen Mitmenschen gegenüber, meiner Partnerin, meiner Familie, solche Sachen?
Andy Steindl: Nein, es ist mir einfach die Verantwortung gegen den Gasttyp.
Jan: Also ich will
Andy Steindl: nicht, dass ich... Auch wenn ich Projekte mache, das ist wirklich meine grosse Leidenschaft. Da gehe ich ein gewisses Risiko ein. Daran bin ich mir bewusst, aber es ist mir auch voll wert. Ich möchte die ganzen schönen Momente in den Bergen nicht missen. Ich weiss nicht, ob mein Leben die gleiche Freude und Leidenschaft beinhalten würde, wenn ich da auf verzichten müsste. Von dem her, ich bin überhaupt nicht risikofreudiger Mensch. Das gar nicht. Ich mache alles sehr kalkuliert, überlegt und mit akribischem Training und allem. Nichts Leichtsinniges. Von dem her ist es nachher eigentlich auch ein Risiko, das ich voll und ganz vertreten kann.
Jan: Ja, okay. Das ist spannend, weil Ich glaube, viele Personen, die auf deinem Level solche Dinge in den Berg machen, geben eine gleiche Antwort oder eine ähnliche Antwort, dass sie eigentlich halt eben gar nicht risikoaffin sind, sondern eher wirklich versuchen, das Risiko da, wo es überall geht, zu vermeiden. Frage noch in dem Kontext, ist das auch so ein bisschen der Grund dafür, dass du viele Projekte solo machst, weil du dann eben nicht nochmal auch noch eine Verantwortung irgendwo für eine andere Person hast, sondern einfach rein auf dich fokussiert bist?
Andy Steindl: Also ich hab eigentlich beides gerne. Ich mach eigentlich auch was mit einem Kollege gerne. Aber das ist halt dann immer schwieriger, dass du erstens schon mal jemanden findest, der halt auf dem Niveau oder mithalten kann. Und dass es halt danach auch persönlich harmoniert und passt, weil das sind alles eigentlich Projekte, die mir halt sehr viel bedeuten, die einem am Herzen liegen, die zum Teil über Jahre – träumst du von denen, das träume? Und dann möchte ich auch den Moment mit jemandem teilen, der den Moment nicht kaputt machen kann. Einfach, dass es harmoniert von der Persönlichkeit her und vom Zwischenmenschlichen. Darum habe ich viele Projekte allein gemacht, weil ich es einfach auch gerne habe, nur ich unterwegs zu sein, einfach in dem Moment. Aber ich habe auch super schöne Erlebnisse mit Freunden gehabt in den Bergen, die zum Teil fast schöner sind, weil du das halt mit jemandem teilen kannst, darüber reden kannst. Und das macht es zwar noch fast schöner dann, aber ja, ich suche beides ein bisschen.
Jan: Wie vielen Leuten bist du auf deiner Rekordtour an dem Tag begegnet? Also waren da schon Leute unterwegs? Weil es ist ja eigentlich auch ein Faktor, oder? Wahrscheinlich, wenn es zu viel los ist, dann macht das ja auch langsam.
Andy Steindl: Nein, also ich bin halt gut am Anfang, habe ich ein paar Leute an der Monte Rosa Hütte überholt, die bis kurz vor mir gestartet sind. Aber danach war das wirklich das Schöne. Ich war von kurz nach der Montrosa-Hütte auf die Nordend, die Ufospitze, die Zungsteinspitze bis zur Margariterhütte eigentlich allein. Da habe ich keinem begegnet. Und das war schon sehr speziell, weil sonst bist du da immer mit vielen anderen Leuten. Aber da ich nach knapp zweieinhalb Stunden schon in der Margariterhütte war, war es halt immer noch dunkel und es ist halt noch niemand von da oben gestartet. Für mich war es halt wirklich extrem schön, den Berg ganz für mich allein zu haben.
Jan: Ja, ich meine, man sieht ja auch in dem Video, was es von Dynafit gibt, da sieht man ja so ein paar Aufnahmen. Das ist schon sehr, sehr eindrucksvoll, glaube ich, wenn man da oben derzeit irgendwie alleine ist. Gab es an dem Tag eigentlich irgendwelche kritischen Situationen, wo du sagst, okay, boah, das war nicht ohne oder da hättest du auch irgendwie in die andere Richtung gehen können?
Andy Steindl: Ja, eine gab es. Ich hatte bisher in allen Projekten noch nie eine heikle Situation, aber bei dem Projekt war eine. Das war von der Punta Giordane nachher im Abstieg. Das ist so vielleicht 45, maximal 50 Grad steiles Gelände. Es war so eine Halbschnee-Kulusschneewand runter. Und da bin ich vorwärts halb runtergerannt. Das war eigentlich sehr gut, da trittst du halt ein bisschen mit der Ferse halb zu halb eingebrochen. Ging eigentlich super, darum konnte ich das ziemlich schnell runterrennen halt. Und dann war halt eigentlich, was ich nicht gesehen habe, ziemlich direkt unter der Schneeoberfläche halt einfach ein Stein wahrscheinlich drunter, der aber halt oben drauf Eis hatte, dann habe ich da den linken Fuß drauf gemacht und bin dann eigentlich grad voll ausgerutscht und konnte mich einfach grad noch irgendwie 180 Grad drehen und grad den Pickel mit der Hand einschlagen und auf die Frontsachen landen, aber sonst hätte es nicht so gut ausgeschaut. Mhm. Das war schon heikel, aber Ja, sonst denke ich nix. Aber da hab ich Also, nicht unterschätzt, oder einfach halt falsch falsch eingeschätzt. Oder einfach ganz klar nicht damit gerechnet, dass da was Hartes direkt kommt.
Jan: Ich wollte gerade sagen.
Andy Steindl: Ich habe damit gerechnet, dass ich gerade einsinke, dass es nicht passiert. Dadurch bin ich dann nach hinten weggerutscht. Aber konnte halt noch gut reagieren. Das ist auch der Vorteil, wenn du mental und körperlich nicht schon voller Schiff bist, dann kannst du noch gut reagieren. Oder je nachdem, wenn ein anderer, bist du mal das realisiert, was passiert, ja, rutscht er schon auf dem Rücken runter.
Jan: Ja. Wie lange hat es gedauert, bis du dann aber wieder im Fokus warst? Also war das eine Sache von, keine Ahnung, ein, 2 Minuten, wo du dir kurz gedacht hast, okay.
Andy Steindl: Nein, also, wo ich dann so auf den Vorzacken stand, einen Pickel eingeschlagen hatte, dachte ich mir so, okay, scheiße, das war jetzt gar nicht gut. Und dann habe ich irgendwie 10, 15 Sekunden genommen, habe gerade alles analysiert, habe es angeschaut, was war das Problem? Und dann war eigentlich für mich klar, das ist jetzt kein Grund, irgendwas abzubrechen. Und dann habe ich halt den Rest von der Passage ein bisschen langsamer gegangen mit dem Hintergrund, es könnte nochmal was drin, irgendwo ein blankes Eis sein. Aber dann ging es nachher eigentlich wieder, da war ich voll im Fokus.
Jan: Okay, ja, es ist schon auch irgendwie eine krasse mentale Leistung, das dann in dem Moment zumindest kurz zu analysieren und dann aber auch wieder wegschieben zu können und zu sagen passt alles, weiter geht's, es ist wieder Projektfokus und ich kann irgendwann anders noch mal länger darüber nachdenken. Hast du danach dann an dem Tag nochmal drüber nachgedacht?
Andy Steindl: Ja, ich denke da ab und zu noch nach. Also das ist auf jeden Fall. Es ist schon ein Moment, der mich nachher auch zum Überlegen gebracht hat. Soll ich noch so Projekte machen und so. Aber es beschäftigt einen schon, weil es halt schon nicht viel gefehlt hat, aber im Endeffekt ist es halt eben das kleine, das bisschen Restrisiko, das da ist und das, was wir halt akzeptieren.
Jan: Ja, okay. Ja, weil ich meine rein theoretisch, wie du schon gesagt hast, ich glaube, so was einzuschätzen, ist ja unglaublich schwer, aber es geht wahrscheinlich eher darum, mit so was zu rechnen. Und rein theoretisch, wenn du jetzt gar nicht mal auf so einem Projekt unterwegs bist, sondern vielleicht auch einfach nur beim Führen, ist ja auch die Frage, Da könnte es ja auch passieren. Also vielleicht jetzt nicht in der gleichen Situation, weil du halt langsamer unterwegs bist, aber ähnliche Dinge wären ja da auch möglich oder? Das hat ja jetzt nicht zwangsläufig nur was mit dem Projekt zu tun.
Andy Steindl: Nein, schon nicht. Auch beim Führen musst du da wirklich einen extremen Kopf bei der Sache haben. Das Schwierige beim Führen ist, dass du für den Gast und für dich selber überlegen musst. Du musst immer schauen, was er macht, oder je nachdem spüren, was er macht, und noch selber für dich schauen. Klar ist alles langsamer und so, aber das geht halt dann auch je nachdem am Bruchteil von 1 Sekunde, dass du richtig reagierst, wenn dann der Gas stürzt, dass du den halten kannst. Wenn du halt ein paar oder eine halbe Sekunde zu lang geht, dann kann es schon eben zu spät sein, dass du richtig reagierst, dass du den Sturz noch halten kannst. Und da muss man halt schon extrem konsequent halt immer mit dem Seil arbeiten. Und dann ist es eigentlich trotzdem eine sichere Sache. Aber ja, mir hat mal ein Bergführer gesagt, eben auch ein Kollege, das Führen ist eigentlich wie Solo-Bergsteigen mit Hindernissen.
Jan: Ja, da hat er wahrscheinlich nicht ganz Unrecht.
Andy Steindl: Ja, nein, eben darum bist du zum Teil fast da, wenn ich Solo gehe, bin ich fast sicher unterwegs als wenn ich mit dem Gast gehe. Weil du einfach nur auf dich schauen musst.
Jan: Ja, glaube ich dir sofort. Lass nochmal ganz kurz zurückkommen zum Projekttag. Ich habe doch irgendwie dunkel was in Erinnerung von deinen Erzählungen, dass mit der Verpflegung auch was nicht 100 Prozent geklappt hat, oder?
Andy Steindl: Ah ja, das... Ja, ich war halt... Also eigentlich habe ich das Projekt eigentlich unsupported gemacht. Also das heißt, ich habe eigentlich alles vom Start bis zum Schluss selber mitgetragen. Ich hatte niemanden unterwegs, den es zu trinken gibt. Das einzige was ich hatte war die Margaretha-Hütte, die auf dem Weg ist. Da habe ich geplant, dass ich die Flaschen auffülle und da was mitnehme. Da bin ich dann auch in die Margaretha-Hütte gekommen. Zuerst musste ich da schon mal ein paar Minuten warten. Da war niemand da, was auch ein bisschen mühsam war, wo ich gerade 2-3 Minuten verloren habe, wo ich dann noch am Vorabend angerufen habe, dass sie mir was schon mal bereitstellen für den Fall. Und die Italiener, ja, ja, kein Problem. Am nächsten Morgen war halt nichts da. Dann habe ich gewartet, dann kam dann da irgendwann mal 1. Und dann habe ich halt einfach so 2, 5 Liter Soft Flats mit Pulver, die ich in der Hütte schon eingetan habe, mit Wasser aufgefüllt, eine Cola getrunken und dann noch eine Cola eingepackt. Und bin dann weiter. Kurz nach der Margarita-Hütte bin ich runtergerannt und dann schreit da irgendwas, ein Bergführerkolleg, nicht noch kannte, runter. «Ey, deine Cola ist ausgefallen, brauchst du die noch?» Er hatte sie in der Hand, hat sie gerade runtergehalten, so 2 Spuren, die einen ein bisschen höher, einen ein bisschen tiefer verläuft. Er ist hochgekommen, ich runter, und hat die gerade aufgefangen. Und dann habe ich gerade kurz überlegt, soll ich jetzt die holen oder nicht? Und dann habe ich gedacht, ah, die brauche ich nicht. Dann bin ich weiter, und dann habe ich realisiert, In dem Fall war die Tasche am Rucksack offen und da hatte ich meine ganzen Shales drin. Ich hatte 7 Shales drin. 1 hatte ich vorher schon genommen und 1 hatte ich noch vorne in der Brusttasche. Also eigentlich noch 5 Shales hinten. Ich habe eigentlich ab dem Morgen Ritter so gerechnet, dass ich jede Stunde einen Shale nehme. Dann habe ich es so gegriffen und gedacht, ich habe nichts gespürt. Ich habe gedacht, die sind auch alle rausgeflogen vorher schon. Und dann hatte ich einfach noch ein Schäl und ein Liter zu trinken halt für die letzten 5 Stunden. Da musste ich mich ein bisschen einteilen. Zuerst hat es mich ein bisschen gestresst, aber dann habe ich gedacht, ja, das ist eigentlich nichts anderes, als so wie ich es sonst auch in die Berge gehe, wenn ich mit Gästen unterwegs bin. Da habe ich einen Riegel mit und einen halben Liter für 8 Stunden. Von dem her geht das schon. Und dann auf alle Fälle, gut die letzten 2 Stunden habe ich sehr gelitten, muss ich schon sagen. Und dann bin ich halt am Kleinmatterhorn angekommen, hab den Rucksack abgezogen, hab den Rucksack aufgemacht, also die eine Tasche und dann sehe ich, dass da alle Schäle noch drin waren. Also ja, ich habe da 300 Gramm Zucker spazieren getragen.
Jan: Hast du eigentlich selber nochmal schwerer gemacht?
Andy Steindl: Ja, da liegt schon noch was drin am Schluss. Aber ja.
Jan: Ja, das ist eigentlich, also erst mal finde ich es schon auch krass, mit wie wenig du da unterwegs warst. So, weil normalerweise jetzt, wenn du irgendwie in den Trailrun-Kreisen und so dich mit Nutrition-Leuten unterhältst, die sagen ja alle immer so 60, 70 bis 80, 90 Gramm pro Stunde. Da warst du ja dann ziemlich weit von weg.
Andy Steindl: Ja, ja. Nein, das ist auf jeden Fall. Weil ich auch die Woche vor dem Projekt war der Hannes Nürnberger, ein Kollege beim Instamat. Da haben wir zusammen eine Strecke abgelaufen und Er kommt halt eben vom Ultra Trail Running, er ist 1 der Weltbesten. Er kennt sich halt an der Ernährung mega gut aus. Ich muss sagen, ich bin da schon ein bisschen eine Pfeife. Oder nehme das Teil 8 bei meinen eigenen Rennen zu wenig ernst mit der Verpflegung. Und er hat mir das schon mega ans Herz gelegt. Ja, ich schaue, dass du wenigstens ein Schäl jede Stunde nehmen kannst. Und so. Weil ich hatte eigentlich am Anfang mit weniger gerechnet. Aber dann entschieden, okay, dann nehme ich halt 7 mit.
Jan: Ein bisschen,
Andy Steindl: weil er mir ins Gewissen geredet hat. Und dann ja, ja, schlussendlich hatte ich trotzdem nur 2. Also ja, das geht schon auch. Aber ich habe es halt wirklich halt am Schluss, die letzten anderthalb, 2 Stunden schon sehr gemerkt, dass Zucker fehlte.
Jan: Ja, ja, okay. Also hier kurze Eigenwerbung. Der Hannes war bei uns auch schon im Podcast, also hört auch gerne in den mal rein. Aber da sieht man ja, dass irgendwie an der Zeit wahrscheinlich schon auch noch ein bisschen was möglich ist, oder? Weil wenn du jetzt sagst, okay, du hast einen ähnlich guten Tag und dann ist in der Margaretha Hütte auch nochmal sofort jemand da, wo du halt irgendwie die paar Minuten nicht verlierst, dann ist ja da schon irgendwie wahrscheinlich noch was drin, oder?
Andy Steindl: Ja, ich hab's mir so ein bisschen nachgerechnet, weil auch nachher bei 1 Abseilstelle hatte ich noch Probleme mit dem Seil, dass nicht drauf kam, dass blockiert war. Da habe ich auch 2, 3 Minuten probiert, dass es runterkommt. Ja, also wenn es am perfekten Tag, wenn es aber meiner Meinung nach nicht gibt bei so einem Projekt, wäre es sicher möglich, noch eine Viertelstunde schneller zu sein. Also unter siebeneinhalb Stunden könnte ich das unter Umständen schon noch machen. Aber eben, Dass du gar nichts hast, was schiefläuft bei so einem Projekt, ist schwierig.
Jan: Glaubst du, es passiert aber irgendwann?
Andy Steindl: Ja, auf jeden Fall. Also unter siebeneinhalb Stunden sowieso.
Jan: Aber was ist dein Gefühl, wie schnell geht's? Weil ich finde, Manchmal finde ich es wirklich krass, wenn wir uns die Mont Blanc-Ski-Rekorde anschauen. Innerhalb 1 Woche wurden plötzlich wieder Rekorde pulverisiert. Aber man hat ja schon, du als Athlet, ein Gefühl dafür, das hält jetzt erstmal ein paar Jahre oder es könnte relativ schnell gehen?
Andy Steindl: Ja, das ist schwierig. Was soll ich sagen? Vom Gefühl her, natürlich gerne, wenn er möglichst lange hält, aber für mich ist klar, dass er früher oder später fallen wird. Da gibt es andere Rekorde, die sicher schwieriger zu brechen sind als der.
Jan: Okay.
Andy Steindl: Ich bin halt auch realistisch. Ich sehe auch, wenn ich jetzt zum Teil ein Rennen laufe gegen Kylian Jordan, wenn Kylian das Projekt sich aussuchen würde, dann muss er sich sicher auch vorbereiten und alles anschauen vorher. Aber dann wäre das uns sicher noch mal ein Dicken schneller, das ist keine Frage.
Jan: Dann hoffen wir mal in deinem Sinne, dass er noch genügend andere Sachen vorhat.
Andy Steindl: Ja, ich glaube das Interesse ist bei ihm da nicht so da.
Jan: Wie stehst du aber generell zu den ganzen Rekordthemen? Weil auf der einen Seite klar ist, es ist irgendwie immer so, das, was dich antreibt, eine Großteil deiner Projekte basiert irgendwie auf diesen Rekordsachen. Siehst du dabei auch irgendeine Downside, weil du sagst, hey, es ist irgendwie zum einen ja immer ein bisschen schwer vergleichbar wegen Bedingungen und so weiter, wegen Equipment. Es spielt ja auch eine wichtige Rolle. Und es wird ja oftmals auch viel kritisiert, so dieser höher, schneller, weiter Trend, der bringt so viel Gefahr mit sich. Wie stehst du da generell zu?
Andy Steindl: Ja, ich denke, die Berge sind für alle da. Es kann jeder eigentlich so in die Berge gehen, wie er will. Ich schreibe auch keinem vor, dass er in 1 gewissen Zeit... Ich bin halt gerne in die Berge schnell unterwegs, aber andere halt gerne langsam. Man kann dann auch sich die Frage stellen, wo ist denn der Sinn bei irgendeiner Route, wo man normalerweise 6-7 Stunden hat, nachher halt manche Leute 11-12 Stunden gehen. Du bist ja viel länger der Gefahr ausgesetzt, also da kann man sich auch die Frage stellen, ja warum geht denn jemand? Vielleicht bist du am falschen Berg, oder?
Jan: Ja.
Andy Steindl: Und naja, eigentlich kann jeder machen, was er will, solange er sonst niemanden gefährdet, sehe ich da eigentlich kein Problem. Also es ist halt jedem seine freie Entscheidung, ob er das Risiko eingehen will. Und sonst eben Solange halt wirklich keine anderen Leute dabei mit ins Risiko gezogen werden, ist da eigentlich kein Problem. Es gibt halt sicher Berge, wo du dich schnell bewegst, Die Gefahr höher ist, dass du einen Steinschlag auslösen könntest und so andere Seilschaften wieder gefährden. Da ist es dann schon sehr egoistisch, wenn man seine eigenen Interessen darüber stellt. Das war auch bei mir ein Motto. Ich hatte auch manche Stellen, wo ich warten musste, weil noch Leute drin waren, die viel länger brauchten. Da konnte es nicht zu dem kommen, geh auf die Seite, ich mach heute einen Rekord oder so. Du musst halt einfach halt auch eben dann halt die Geduld haben und halt eine Minute dich hinsetzen und dann Schaust halt denen zu, wie langsam sie wieder hochkommen. Aber es ist halt, ja... Ich kann es nachher dir nicht sagen. Ich habe, denke ich, nichts verloren, wenn ihr nicht schneller seid.
Jan: Also könntest du schon, aber dann wäre es halt ein Arschloch.
Andy Steindl: Ja, ja, eben, ja.
Jan: Na okay, ja, finde ich eine coole Einstellung. Wir waren ja letztes Jahr zusammen auf dem Großglockner und haben ja da so die Kollektion, mit der du unterwegs warst, auch irgendwo kennenlernen dürfen. Ich würde da gerne mal kurz mit dir noch ein bisschen darüber sprechen, wie da so diese Zusammenarbeit auch mit Dynafit abläuft. Also wie kann man sich das vorstellen? Bist du da im regelmäßigen Austausch wirklich mit Produktentwicklern, weil du bist ja mit dem Schuh, der jetzt quasi da eigentlich fast im Rahmen von diesem Projekt entwickelt wurde, dann auch den Rekord gegangen. Holen Sie uns da mal ein bisschen ab, wie da so die Zusammenarbeit mit Dynafit läuft.
Andy Steindl: Ja, mir hat bei Dynafit einfach gefehlt, dass sie einen brauchbaren Schuh haben für Bergs, halt für die Projekte. Und auch für sie war es interessant, oder wichtig, dass ich eigentlich von Kopf bis Fuß Dynafit trage. Von dem her haben wir den Schuh nicht nur rein für das Projekt, sondern generell für meine Projekte entwickelt. Das war für mich interessant, da etwas zu kreieren, das für mich meinen Wünschen entspricht. Was sonst je nachdem immer schwierig ist, auch wenn du dann andere Produkte von anderen Marken nehmen musst. Dann hast du immer irgendwas, was dir nicht ganz passt. Da selber was machen zu können, das nahe und perfekt für mich war. Und da haben wir einfach über 2 Jahre regelmäßig, ich habe halt viele, ich weiss nicht wie viele, 6, 7 verschiedene Prototypen getestet immer über die Jahre, Feedback gegeben. Manches haben sie umsetzen können, manches halt nicht. Man hat halt immer noch mehr Wünsche und will es noch besser haben. Und irgendwann mussten sie halt sagen, so jetzt hör mal auf, jetzt ist es dann langsam mal gut. Der Schuh ist jetzt schon gut. Aber es ist halt so, wie ich auch bin mit den Projekten, mit allem. Ich bin halt ein Perfektionist und wenn dann noch irgendwas beim Schuh 2, 3 Sachen, Kleinigkeiten nicht passen, dann will ich das halt geändert haben. Ich bin sehr zufrieden mit dem Schuh, aber perfekt ist er noch nicht. Ja, Aber
Jan: es ist auch cool zu wissen, dass dann trotzdem so eng da diese Zusammenarbeit ist, weil ich glaube viele Marken schreiben sich auf die Fahne, hey wir entwickeln mit Athleten zusammen und so weiter, aber das jetzt halt wirklich mal zu hören, dass es da wirklich so abläuft, Du kriegst ein Prototyp, du testest, du gibst Feedback. Das wird versucht, in den ganzen Prozess mit eingearbeitet zu werden. Das ist ja schon extrem cool.
Andy Steindl: Ja, und sie wollten eigentlich den Schuh auch schon früher rausbringen, aber ich war noch gar nicht damit zufrieden und dann haben wir eben noch ein Jahr warten müssen.
Jan: Und von dem
Andy Steindl: her geben sie sich schon Mühe, dass da wirklich das bestmögliche Produkt rauskommt. Da Gattina fit sehr auf technische Produkte setzt oder entwickelt, finde ich es immer schon auch wichtig, dass du dann wirklich auch ein Produkt hast, wo du dahinter stehen kannst und nicht in die Kamera sagen musst, naja, ist ein super Schuh, und endlich denkst du dir, was ist das für ein Schmarrn. Und leider bin ich jetzt schon sehr zufrieden mit dem Schuh und war auch letzten Sommer die ganze Zeit mit Gästen unterwegs mit dem Schuh und den Sommer wieder. Es ist sehr angenehm.
Jan: Ja, voll cool.
Andy Steindl: Macht halt auch nicht so kaputt.
Jan: Ja, ich war tatsächlich auch überrascht, wie laufbar der Schuh noch ist. Also der Schuh, über den wir reden, ist der Dynafit Innovation WP und das ist ja im Prinzip ein Steigeisenfester Trailrunning Schuh, aber eben mit Gemasche schon auch gemacht fürs Hochgebirge. Und ja, wie gesagt, ich durfte den jetzt auch testen und bin überrascht, wie gut er trotzdem auch noch im jetzt nicht super alpinen Gelände laufbar ist. Also das war eigentlich so mit das, was mich am meisten überrascht hat.
Andy Steindl: Ja, weil es ist schon ein Schuh, mit dem du wirklich vom Tal, wo du immer auf Wanderwegen unterwegs bist, starten kannst. Wo du da noch ein bisschen, die wirklich motiviert sind, noch rennen können, dich wohlfühlst und nachher trotzdem noch ins Technische, dich auch noch darauf verlassen kannst, dass du gewisse Steifigkeit hast, dass du klettern kannst, dass du auch eben Steilgeisen brauchen kannst und der halt im Schnee nicht direkt nach 2 Stunden schon nass ist. Da haben wir schon ein gutes Produkt meiner Meinung nach, das wir jetzt machen können.
Jan: Die Marke Dynafit steht für Produkte von Athleten für Athleten. Immer getreu dem Motto Speed Up. Und spätestens nach den Gesprächen, die ich mit den Dynafit Athleten Hannes Namberger und meinem heutigen Gast Andi Steindl hier im Podcast führen durfte, kann ich sicher sagen, dass das nicht nur ein reiner Marketingclaim ist, sondern sich wirklich zu 100% in deren Entwicklungsarbeit widerspiegelt. Das beste Beispiel, die Dynafit Elevation Kollektion. Gemacht für alle, die mehr wollen. Schnell, leicht und kompromisslos. Entwickelt für technische Hochtouren, Speedbegehungen und alpine Abenteuer über 3000 Meter, vereint sie maximale Performance mit minimalem Gewicht. Im Mittelpunkt steht der Elevation WP, ein wasserdichter, steigeisenkompatibler Mix aus Berg- und Trailrunning-Schuh, der mit nur 400 Gramm zu den leichtesten seiner Klasse zählt. Ergänzt wird die Kollektion durch die Elevation Hybridjacke, die mit winddichtem, atmungsaktivem Material punktet, eine robuste und elastische Elevation Hose für maximale Bewegungsfreiheit sowie einen ultraleichten, funktionalen Elevation Rucksack, der alles mitmacht, außer Kompromisse. Wenn Rekordhalter Andi Steinl drauf vertraut, dann kannst du es auch. Schau gerne mal vorbei im Dynafit Markenshop bei Bergzeit. Wenn wir gerade schon über das Equipment reden, ich stelle es mir manchmal richtig schwierig vor, in deiner Rolle oder bei deinen Projekten die Balance zu finden zwischen Minimalismus und möglichst leicht unterwegs sein, aber halt trotzdem die Sicherheit nicht zu vernachlässigen. Also ist es für dich manchmal auch eine Challenge, wo du irgendwie echt abbergen musst? Okay, weiß nicht, nehme ich jetzt irgendwie noch 15, 30 Meter Strick mit oder lasse ich ihn daheim? Wie schaut das bei dir aus?
Andy Steindl: Nein, da ich eben nicht wirklich risikofreudig bin, nehme ich eigentlich eher immer zu viel mit als zu wenig. Also jetzt auch auf der Spaghetti-Tour, Sachen von der Kleidung her. Ich hatte den ganzen Tag nur so ein Thermo unter Händen und einen Pullover drüber an. Aber ich hatte trotzdem noch eine Downjacke und eine Windjacke im Rucksack. Die waren zwar auch extrem leicht, aber man hat es trotzdem mit. Du musst nur einmal im blöden Unfall etwas haben und dann längere Zeit warten. Oder wenn schlechte Wetter kommen, das geht bei einem Projekt eher weniger, weil du halt wirklich perfekt planen kannst. Aber da bin ich schon immer eigentlich auf der sicheren Seite. Und ja, mit Seil, eben jetzt auch auf der Spaghetti, du musst dich sowieso einmal, eigentlich zweimal abseilen und hast es sowieso mit, aber sonst bringt es dir eigentlich auch nicht groß, wenn du alleine bist, auf dem Gletscher ein Seil mitzuhaben oder sonst für ein Fels. Also ja, es ist schon sehr ein Abwägen, aber da kommt halt einfach die Erfahrung und die Vorbereitung, dass du halt wirklich die ganze Route kennst und genau weißt, macht es Sinn oder macht es keinen Sinn. Und dann ist das eigentlich nicht schwierige Entscheidungen, die du triffst.
Jan: Na ja, okay. Hey, lass uns mal noch einen kleinen Rückblick machen, bisschen auch in deine Vergangenheit. Du bist ja in Zermatt auch geboren und aufgewachsen. Da ist es jetzt nicht mal irgendwie super untypisch, dass man vielleicht jetzt am Ende Bergführer wird oder irgendwas in dem Kontext macht. Aber was mich schon so ein bisschen überrascht ist, dass du ja einfach viel deine Fulltime zum einen das Führen machst und zum anderen aber auch viel die freien Projekte. Du warst ja auch längere Zeit im Schweizer Ski-Mokada und so. Man hätte auch sagen können, Okay, du gehst fulltime einfach auf Wettkampfkarriere. War das irgendwie eine bewusste Entscheidung?
Andy Steindl: Ja, also eigentlich ist es parallel gelaufen. Also meine große Leidenschaft war eigentlich immer das Bergsteigen. Ich habe zuerst eigentlich einen Bergführer gemacht und bin dann erst ins Kader gekommen und habe überhaupt mit dem wettkampfmäßigen Skibergsteigen angefangen. Ich war eigentlich schon 22, als ich angefangen habe. Ich habe vorher schon immer viel trainiert und schon ein paar Startläufe und kleinere Trailläufe gemacht, aber nicht so akribisch. Erst nach der Bergführerausbildung, ich glaube 20, 21, habe ich einen Kollegen von Zermatt, der schon im Kader war, die dann die Partrider-Klasse gewonnen haben, habe ich verpflegt unterwegs. Das hat mich einfach so imponiert, wie schnell die da hochgerannt sind, dann die Ski gewechselt haben und alles. Ich habe die Partrider-Klasse in dem Jahr auch geproben gemacht mit 2 Kollegen, die mit mir auf dem Bergführerkurs waren. Wir waren einiges langsamer. Dann habe ich einfach nur gedacht, in 2 Jahren, wenn es nicht noch einmal ist, will ich auch da vorne mit dabei sein. Und die sind dann eben in dem Jahr aus dem Tiden-Rekord gelaufen, das erste Mal auch unter 6 Stunden. Und das hat mich einfach extrem beeindruckt. Das war eigentlich so der entscheidende Moment, wo ich gesagt habe, okay, ich will im Skibergsteigen auch in den Weltcup kommen und einmal die Bartröder, die Glace zu gewinnen eigentlich im Endeffekt. Aber das habe ich dann nicht geschafft. Für das war ich zu schlecht.
Jan: Ist der Zug wirklich schon abgefahren?
Andy Steindl: Ja, doch schon. Es ist einfach ein Teamrennen zu dritt. Du musst 3 haben, die perfekt harmonieren, die auf dem gleichen Level sind von der physischen, aber auch vom technischen zum Abfahren und allem. Das ist halt extrem schwierig. Und ich war ja auch im Weltcup nie ganz vorne. Von dem her ist es nicht realistisch. Ich habe meine Träume, aber ich bin auch sehr realistisch. Von dem her war es dann auch gut, das dann irgendwann mal abzuschließen, das Skibergsteigen und mich mehr eben auch, eigentlich das, was wirklich wichtig ist, mich auf das zu konzentrieren.
Jan: Ja, ist doch schön, wenn man da irgendwie auch auf eine Art und Weise so ehrlich zu sich sein kann und das dann auch so akzeptieren kann. Wenn du jetzt mal auf den 14-jährigen Andi zurückschaust, der mit Mama und Papa auf dem Matterhorn war bis jetzt, wie würdest du so deinen bergsteigerischen Werdegang bezeichnen? Gab es da so irgendwie echt ein paar Meilensteine, wo du sagst, okay, da bin ich dann einfach immer nochmal ein deutliches Stück besser geworden. Ab da habe ich dann angefangen, mich irgendwie auch so athletisch in den Bergen zu bewegen.
Andy Steindl: Ja, eben das erste Mal auf dem Motton mit 14, mit der Mama und dem Papa, das war ein Wunderschönes Erlebnis. Ich wollte vorher immer Bergführer werden, aber an dem Tag habe ich mir gesagt, Bergführer werde ich sicher nicht. Das ist viel zu streng. Ich habe an dem Tag so gelitten. Aber ich bin in der Nacht vom oberen Stockbett runtergefallen auf den Kopf und hatte den ganzen Tag Kopfweh. Dann sind wir halt trotzdem aufs Matterhorn. Meine Mutter wollte immer umdrehen und hat gesagt, nein, das geht nicht, das geht nicht. Ich hatte so Kopfweh, hab gesagt, nein, das geht schon, das geht schon. Und dann haben wir es dann gemacht. Aber nachher zurück in der Hütte, ich hatte Blasen und eben immer schlecht und Kopfweh. Hab gedacht, ah nein, das mit dem Bergführer, dass man nachher jeden Tag hoch muss, das mache ich sicher nicht. Und dann ging es halt in 2, 3 Jahren auch, dass man halt ein bisschen älter wurde, ein bisschen stärker. Da war war dann viel mit Freunden unterwegs. Mein Vater war Bergführer. Er musste immer arbeiten und die Verhältnisse gut sehen. Dann habe ich das meiste mit Freunden gemacht und nicht mit ihm. Das gab mir dann auch schon mit 17, 18 ein gewisses Verantwortungsbewusstsein oder Entscheidungsfindung, die sicher speziell sind, je nachdem schon in dem Alter. Aber es hat halt sehr Freude gemacht und dann super Erlebnisse gehabt mit Freunden. Ich hatte das Glück, dass ich sehr starke Feinde habe, denke ich immer noch, im Alpinismus. Ich habe die Gebrüder Anthamaten, oder Simon, der ist jetzt Helipilot, aber der hat damals mit dem Öhrli-Steak, dem Piole-Dua, sozusagen den Oscar vom Bergsteigen gewonnen, für eine Erstbestellung in Nepal. Und auch sein Bruder Sam, der ein professioneller Freerider ist, hat mit denen extrem viel machen können. Und die sind ein paar Jahre älter. Von denen habe ich sehr viel gelernt. Und als ich 19 war, sind wir 3 und zu unserem sehr guten Freund nach Alaska gegangen für einen Monat. Da im Basecamp von Kindle haben wir verschiedene Sachen gemacht. Und das war auch ein wichtiger Punkt für mich, auch ein bisschen mehr für so Projekte oder Expeditionen da gewisse Erfahrungen zusammen zu können, vor ihnen, wo bis dato schon oft auf Expeditionen waren und da sehr viel Erfahrung mitgebracht haben. Weil dort eigentlich ganz andere Sachen entscheiden musst, als hier, wo du hinzumachen. Wenn du ein Problem hast, dann rufst du die Ärztin mal an und ein Viertelstunden später holen die dich. Aber jetzt in Alaska, wenn du ein Nepaling bist, musst du ganz andere Entscheidungen treffen, weil da darfst du dich auf keine Rettung verlassen. Und einfach so, ja, auch vom Technischen her, ich habe dann eben viel mit ihnen trainiert. Wir waren dann, Für 5 Jahre bin ich noch im Eisklettern im Weltcup geklettert, mit ihnen eben auch zusammen. Das war eine sehr coole Jugend mit sehr viel Sport, aber auch sehr viel gefeiert und alles, was dazu gehört.
Jan: Das, was im Alpinismus schon auch Teil des Ganzen ist, oder?
Andy Steindl: Ja, ja, schon. Ich kann jetzt auch nicht alles erzählen, was wir zum Teil in den Hütten erlebt haben, wo wir nachher noch am nächsten Tag mit Gästen hoch sind. Aber das war vor 15 Jahren. Heutzutage kannst du solche Sachen nicht mehr bringen, weil alles so schnell im Netz landen würde. Da bin ich auch noch immer noch froh, dass ich ohne dem ganzen Handy und Social Media aufgewachsen bin. Wir sind nach der Schule rausgegangen, waren am Spielen und uns die Eltern ab und zu abends 10 Uhr noch suchen mussten, weil wir einfach nicht heimwollten. Und das siehst du halt jetzt mittlerweile kaum. Das ist sehr schön und hat mich schon geprägt, dass ich nachher die Leidenschaft für die Berge und den Sport entwickeln konnte. Aber eben auch dank dem Freundeskreis, den ich dann hatte schlussendlich.
Jan: Ja und das ganze Speed-Thema hat sich dann so eingeschlechtert.
Andy Steindl: Ja, ich habe dann mit 19 direkt nach der Zimmermannslehre eigentlich den Bergführer angefangen. Dann war ich halt eigentlich seit 19 oder 20, als ich ein Aspirant war. Und da habe ich dann angefangen, immer mit Leuten in den Bergen zu sein, praktisch jeden Tag. Und da hast du dann viel Zeit zum Überlegen zum Teil, wenn du halt ein bisschen langsamer unterwegs bist, dass du dann irgendwann mal überlegst, wie schnell bin ich eigentlich, wenn ich jetzt hier alleine wäre. Da hab ich halt dann nachher das ein bisschen halt die Läufe, die schon die Trailrunning-Wegkämpfe, in denen ich schon teilgemacht hab, halt dann auch ein bisschen mit dem Bergsteigen angefangen zu kombinieren. Und so bin ich dann alle so langsam reingekommen. Und ja, hab dann angefangen, auch ein bisschen alleine ein paar Berge zu übersteigen, wo ich keinem irgendwas gesagt habe und so. Und damals eben haben wir eigentlich noch nichts mit Instagram und so. Dann hast du einfach gemacht und gut war's. Für dich ein cooler Tag Und ja, das war das Schöne. Kein Strava. Genau. Nein, irgendwann habe ich dann eigentlich durchs Skibergsteigen, dann bin ich zu Sponsoren gekommen und so und habe dann auch die Möglichkeit eben gehabt, solche Projekte vorzustellen. Und dann 2015 war eigentlich das erste Projekt dann mit Adidas zusammen, wo ich da von Zermatt nach Sass-Fee über so 5-4.000 halt gelaufen bin, das sie dann voll gefilmt haben und alles. Das war dann auch wieder eine neue Erfahrung eigentlich, weil auf einmal bist halt Turmklettern, aber hast dann 2 Hubschrauber, die dich filmen. Und hast unterwegs noch 4, 5 Filmer, die sich immer verschoben haben. Und Es ist eine Crew von fast 15 Leuten da. Es war eine ganz neue Situation, mit dem Druck herumzugehen. Was, wenn es schiefgeht? Wenn ich irgendwo unterwegs bin, fühle ich mich nicht dazu beeildert, weiterzumachen. So viel dahinter steckt. Das war eine Erfahrung, die mich schon zu dem Typ jetzt halt gemacht haben, der ich jetzt bin und eigentlich alles sehr entspannt sehe. Mittlerweile. Ja, ist
Jan: doch gut. Ich glaube, das ist genau diese Entwicklung, nach der ich dich gefragt habe. Hey, ich würde zum Abschluss einen ganz, ganz kurzen Blick noch in die Zukunft mit dir machen. Ich weiß schon, du sprichst nicht so gern über Zukunftsprojekte, weil man weiß nie, was wirklich dann irgendwie funktioniert. Aber deswegen stelle ich die Frage anders und ich stelle die mir all meinen Gästen ganz gern. Gibt es irgendwas, woran du gerade arbeitest oder was du gerade auch vielleicht sogar nochmal neu lernst? Also wenn wir jetzt in, keine Ahnung, ein, 2 Jahren nochmal Podcast aufnehmen, wo du dann sagst, das hätte ich bis dahin gerne verbessert oder geändert?
Andy Steindl: Nein, eigentlich im Moment lerne ich gar nichts neu. Also, wenn ich mich verbessern will, ist es mit Gitarre spielen, aber sonst... Das ist ja auffällig.
Jan: ...Sonst denkst du an das
Andy Steindl: Technische oder sonst... Moment, nein, da... Einfach mir Mühe geben, dass ich weiterhin sicher zurückkomme und dass nie was passiert. Und sonst habe ich im Moment nicht keine Ziele. Oder ja, ich habe noch ganz viele Ziele in meinem Kopf. Aber wie gesagt, rede ich lieber im Nachhinein als im Vorhinein.
Jan: Ja, das ist irgendwie auch verständlich. Das würde ich endlich handeln. Ja, cool, Andi. Dann würde ich sagen, vielen, vielen Dank dir für das Gespräch und auf jeden Fall noch eine erfolgreiche und schöne Führungssaison.
Andy Steindl: Ja, danke. Danke für deine Zeit und danke den Zuhörern. Eine gute Zeit, schönen Sommer und viel Spaß in den Werken.
Jan: Danke dir, Andi.
Andy Steindl: Ciao, ciao.
Jan: Das war die Interviewfolge mit Andi Steindl. Ich durfte Andi ja letztes Jahr schon am Großglockner kennenlernen und deswegen wusste ich so ein bisschen, wie er manche Dinge sieht. Und trotzdem waren wieder Antworten dabei, die man von so einem Typ wie ihm wahrscheinlich nicht erwarten würde. Ich hoffe den Überraschungseffekt im positiven Sinne hattet ihr auch. Wenn euch der Bergzeit Podcast gefällt, dann lasst gerne ein Abo da und eine Bewertung. Wir hören uns dann wieder in 2 Wochen bei der nächsten Beratungsfolge des Bergzeit Podcast. Ich wünsche euch bis dahin eine schöne Bergzeit und passt gut auf euch auf. Ciao, ciao, euer Jan. Mit Untertiteln von SWR 2021
Andy Steindl: Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017
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